Gibt`s „Bio“ auch in „lecker“?

Ein Freund meines Sohnes, ein erklärter Fleischliebhaber, bekam als Wichtelgeschenk ein veganes Würstchen. Von vornherein hielt sich seine Begeisterung in Grenzen und schlug in offene Ablehnung um, als er davon probierte. Mein Sohn – Zeuge des Vorfalls – probierte auch und bestätigte: „Das schmeckt einfach nicht!“ Weder nach Fleisch noch gut nach Gemüse. Wieso stellt man überhaupt vegane Würstchen her? Wenn ich auf tierische Produkte verzichte, geht damit eben der Verzicht auf diesen speziellen Geschmack einher. Alles andere empfinde ich als inkonsequent.

Ähnlich ging es mir selbst mit der Bio-Schokolade, die ich letztens erwarb: Sie war teuer, versprach eine interessante Geschmackskomposition – aber sie schmeckte mir nicht. Zu wenig süß, zu wenig aromatisch, zu wenig schmelzend. (Es war nicht mein erster Vorstoß in dieser Richtung: Ehrlich gesagt hat mich Bio-Schokolade noch nie überzeugt.)

Möglicherweise sind wir anderes gewöhnt und Bio liegt geschmacklich neben dem, was wir kennen (und mögen). Allerdings wehre ich mich dagegen, wenn in solchen Fällen immer alles auf durch Geschmacksverstärker verdorbene Geschmacksknospen geschoben wird: Ich mag meine selbst gekochte Erdbeermarmelade (mit ganz wenig Zucker und sonst nichts) lieber als alles, was es auf dem Marmeladenmarkt so gibt.

Dabei habe ich echt etwas übrig für Bio-Produkte, für glückliche Hühner und ungespritztes Obst. Es ist auch in Ordnung, wenn diese Artikel teurer sind – das hat seine Berechtigung. Aber Hauptsache Bio ist nicht alles, mir reicht das nicht. Zumal in der Werbung oft betont wird, Bio-Produkte schmeckten naturbelassener und intensiver. Beides trifft auf ein veganes Würstchen und Bio-Schokolade nicht zu: Das eine schmeckt künstlich, die andere fad. Dabei wäre mir „lecker“ am liebsten!

Weihnachtsgefühl

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Lukas 2, 10+11

Eine Bekannte erwähnte mir gegenüber, sie vermisse gerade in der Weihnachtszeit das Eigentliche, dieses Gefühl dafür, dass Jesus geboren wurde. Im Vordergrund stünden andere Dinge: das richtige Essen, passende Musik, Kerzenschein, weihnachtliche Gerüche und die übliche Dekoration. Selbst die jährlich wiederkehrenden Verwandtenbesuche hätten für sie eine gewisse Künstlichkeit. Sie meinte, es wäre ebenso schön (vielleicht sogar schöner), sich im Sommer zum Grillen zu treffen – ohne einen Anlass „von außen“.

Sie hat in gewisser Weise recht; auch mir fällt es schwer, Jesus in dem Trubel dieser Tage zu begegnen. Allerdings liegt es nicht an Jesus selbst, der wird geboren – ob es mir reinpasst oder nicht. Es liegt an uns selbst und unseren Umgang mit dem Drumherum.

Das Drumherum – die Traditionen – illustrieren oftmals sehr genau, worum es geht:

Die Kerzen mit ihrem weichen Licht weisen hin auf Jesus, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“
Geschenke erinnern uns daran, dass die drei Könige auch Geschenke für den neugeborenen König der Welt im Gepäck hatten.
Darstellungen der Krippenszene zeigen uns, wo Jesus geboren wurde – irgendwo abseits und nicht ganz „König-gemäß“ und durch die Volkszählung eben zwischendrin.
Lieder wie „Ich steh` an deiner Krippen hier“ bringen uns die Wahrheit um Jesu Geburt in sehr eindrücklichen Texten nahe – wenn wir sie denn bewusst mitsingen.
Das Zusammensein mit Familie führt uns vor Augen, dass Gott Gemeinschaft mit uns möchte und Jesus das Bindeglied ist.

Andererseits kann dieses Drumherum eben zu einer Hülle werden, sinnentleert und abgenutzt:

Da machen uns blinkende Lichterketten eher hektisch als besinnlich.
Für so viele Menschen Geschenke auszusuchen ist anstrengend – zumal jeder heutzutage alles hat und nichts Neues braucht.
Es gibt Menschen, die die Geschichte um die Krippe herum nicht mehr kennen.
Weihnachtsmusik, die aus sämtlichen Lautsprechern in den Geschäften dudelt, geht uns auf die Nerven.
Familienbesuche sind manchmal mit einem gewissen Gschmäckle verbunden – und nur für eine kurze Zeit werden die unterschwellig gärenden Konflikte „um des lieben Friedens willen“ nicht angesprochen.

Wie in so Vielem gilt auch hier, dass die Wahrheit auf einem schmalen Grat zu finden ist. Welche Traditionen „mache ich mit“, weil sie mir wirklich etwas bedeuten, welche ertrage ich und welche sind mir tatsächlich eine Last? Lässt sich in der betriebsamen Zeit vor Heiligabend Raum finden für die Weihnachts-Wahrheit? Es spricht nichts dagegen: Wir halten uns alle für frei und unabhängig, für tolerant und flexibel.

Aber selbst wenn ich alles mitmache – es muss mich nicht abhalten davon, Jesus zu begegnen. Als er geboren wurde, waren die Menschen auch sehr beschäftigt, es war Volkszählung angesagt. Viele waren unterwegs und gedanklich überhaupt nicht auf Innehalten eingestellt. Jesus ist trotzdem geboren worden. Wieso sollte es heute anders sein?

Schlimme These?

Was man schlimm findet und was wirklich schlimm ist – das empfindet jeder ganz individuell. Dazwischen liegen Welten oder auch nur ein kleiner Schritt.

Ich befürchte, je reicher und verwöhnter wir leben, umso größer wird der Abstand: Was wirklich schlimm ist, bleibt ziemlich konstant. Was wir schlimm finden, bewegt sich immer weiter davon weg…

Verbote

Wenn Eltern (ihren Kindern) etwas verbieten, fühlen sie sich nicht unbedingt wunderbar – und gleichzeitig dem Kind gegenüber verständnisvoll und voller Liebe.

Wenn ein Kind etwas verboten bekommt, fühlt es sich nicht unbedingt wunderbar – und gleichzeitig von den Eltern nicht verstanden und lieblos behandelt.

Verbote machen keinem Spaß, sind aber sinnvoll – für Eltern und Kinder.

What makes me smile

„… but there was a limit to what I could endure for the sake of …“

It`s because of phrases like this one that I love the English language so much. I stumble upon them (in a book) and smile. Then I go back and read them again – and smile again.

Unfortunately only rarely I manage to implement such phrases into my own active vocabulary. This would take much more time and opportunity to actually talk in English. Writing, reading, and listening to English can be easily done in times of e-mail and youtube. Talking still needs someone to talk to…

Rente

Je älter man wird, umso mehr rücken vormals in ferner Zukunft liegende Ereignisse in greifbare Nähe: Erst schreckte mich meine Rente, weil sie nach „alt“ klang; dann kam die Zeit, in der meine Rente mich nicht interessierte, weil sie nach „sehr wenig“ klang. Kürzlich las ich von der Respektrente – das Wort ist „jung“ und hört sich irgendwie „nach mehr“ an.

Gute Gespräche

Ich kenne Menschen, die eher schweigen als reden. Sie überlegen lange und ausgiebig – und sagen am Ende gar nichts. Entweder fehlt ihnen die Lust oder die Lücke, weil ständig „wer anders“ spricht. Vielredner gibt es nämlich auch, und die beanspruchen von den begrenzten Kommunikations-Gelegenheiten doch ein großes Stück: „Überlegte Schweiger“ ziehen sich dann lieber zurück in die Rolle des Zuhörers.

Letztens in einer Predigt hörte ich die Bezeichnung „gedankenloser Schwätzer“, was ja eher das andere Ende des Spektrums illustriert. Irgendwie fühlte ich mich angesprochen. Zwar will ich kein solcher Mensch sein, aber ich spürte: Von außen betrachtet (und aus Sicht eines „überlegten Schweigers“) könnte man mich so wahrnehmen. Ich rede manchmal, bevor ich nachdenke – oder währenddessen. Nicht immer ist das eine schlaue Idee, aber es ist auch nicht per se schlecht. Hinsichtlich der Kommunikation bin ich kein ausgesprochen durchstrukturierter, überlegter und bedachter Typ Mensch. Stattdessen bin ich spontan und impulsiv: Vorhandene Gedanken werde zu Worten; weitere Gedanken strömen unablässig nach. Nicht immer ist es gut, umgehend zu formulieren; aber langes Abwägen und Überlegen kann doch auch nicht immer die einzige und beste Lösung sein.

Beides – „gedankenloses Schwätzen“ und „überlegtes Schweigen“ – hat Vor- und Nachteile. Wahrscheinlich findet ein „gutes Gespräch“ irgendwo dazwischen statt. Wie immer.

Rückmeldung

Ein Freund gibt positive Rückmeldung – er nimmt Anteil, ist interessiert, ermutigt, tröstet und versteht.
Ohne diese Rückmeldung fühle ich mich nicht liebenswert oder wertgeschätzt.

Ein Freund gibt kritische Rückmeldung – er darf und wird korrigieren.
Ohne diese Rückmeldung benehme ich mich schnell daneben.

Ohne Freunde fehlt mir etwas.

Ansteckend

Nicht nur Kinderkrankheiten sind ansteckend; und nicht nur kleine Kinder können sich anstecken. Neben Masern, Mumps und Röteln kann ich mich auch starken Stimmungen nur schwer entziehen: Fröhlichkeit oder Trauer, Aggression oder Sanftmut, Schwung oder Phlegma – alle reißen mich auf ihre Art mit. Großzügigkeit oder Neid färben auf meine Freigiebigkeit ab. Die Gemeinschaft mit mutigen Menschen lässt mich über meinen Schatten springen; gegen um sich greifende Ängstlichkeit muss ich mich aktiv wehren. Besonders ansteckungsgefährdet bin ich sicherlich, wenn mein Immunsystem nicht auf der Höhe arbeitet: Wenn ich unsicher bin, emotional nicht gut aufgestellt oder einfach nur müde, ist eine Beeinflussung von außen wahrscheinlicher.

Aber kann und will ich mich überhaupt impfen gegen das, was in meiner Umgebung los ist? Nicht in jeder Hinsicht und nicht immerzu. Denn: Geimpfte Menschen lassen sich nicht anstecken, respektive mitreißen oder überzeugen. Sie bleiben immer irgendwie unbeeindruckt und nicht betroffen. Ich empfinde solche Menschen leicht als reserviert, sie wirken auf mich tendenziell vorwurfsvoll, bremsend, vor allem aber unnahbar. Für zwischenmenschliche Nähe brauche ich Empathie – und werde durch sie verletzlich und ansteckbar. Auch ich habe klare und begründete Überzeugungen. Sie sind gut und wichtig, denn sie schützen mich gegen willkürliche Moden, unberechtigte Kritik und gefährliche Manipulation. Wenn es aber um weniger existenzielle Dinge geht, darf ich ruhig ein bisschen empfänglich sein und mich anstecken lassen.

Sitzschuhe

Es gibt Schuhe, die sind zwar ausgesprochen schön, aber so unbequem, dass man in ihnen – wie der Name schon sagt – nur sitzen kann.

Es gibt Frauen, die Sitzschuhe für berechtigt oder sogar für wichtig halten. Das ist in Ordnung. Meiner Meinung nach sind Sitzschuhe der unfass- und dennoch greifbare Sieg der Oberflächlichkeit über die Wahrheit – und daher völlig überflüssig. In dieser Frage verweigere ich mich dem Diktat der Mode. Das ist möglich, weil ich vorrangig in Kreisen verkehre, in denen es nicht so stark auf die passenden Schuhe ankommt.

In bestimmten Grenzen beuge auch ich mich dem, was gerade angesagt ist – manchmal ohne es zu merken. Sitzschuhe gehören nicht dazu.