Jackenmacke

Shoppen ist nicht meine erste Gabe. Manchmal muss es aber sein. Meine jüngere Tochter braucht ein etwas schickeres Outfit für einen besonderen Anlass. Eine Freundin von mir ist die congeniale Shopping-Begleiterin schlechthin: Sie ist geduldig und hat Geschmack, berät engagiert und trotzdem unaufdringlich – und zu allem Überfluss macht es ihr auch noch Spaß. Wunderbar. Gestern hatte sie Zeit und begleitete uns zum Einkaufen.

Meine zweite Tochter kam auch mit; aber sie und ich waren nur Beiwerk in dem Unternehmen. Während die beiden Hauptpersonen sich durch diverse Kombinationen arbeiteten, standen wir still und beobachtend an der Seite oder erledigten andere Besorgungen. Auf einem dieser Gänge sah meine Tochter – die, die eigentlich gerade nichts Neues braucht – eine „tolle Jacke“. Ich signalisierte Desinteresse und Unverständnis: „Du hast doch genug Jacken, du brauchst nicht noch eine.“ Darauf sie: „Das musst du gerade sagen, Mama, du hast doch selbst eine Jackenmacke.“

Geht`s noch? Ich und eine Jackenmacke? Was ist das überhaupt? Laut stritt ich alles ab, leise zählte ich in Gedanken, wie viele Jacken ich besitze: Strick-, Fleece-, Sweat-, Softshell-, Regen-, Sommer-, Winterjacke… – nach Jacke zehn hörte ich auf zu zählen – und zu protestieren. Sie hat recht, ich habe eine Jackenmacke.

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