`Alarmstufe Heiß´ lautet die Überschrift in einer Zeitung; daran an schließt sich ein kurzer Artikel zum heißesten Juli. Nicht dabei steht, für welchen Zeitraum diese Aussage gilt. Ein kurzer Blick ins Internet ergibt, dass wir in Deutschland seit 1881 systematisch das Wetter – oder zumindest die Temperatur – aufzeichnen. Wir erleben also den heißesten Juli seit gut 140 Jahren, ganz objektiv. Das klingt nach flirrender Hitze über den Feldern und unterm Dach, dem Geruch von frisch gedroschenem Getreide und vertrocknetem Rasen im Garten.
Subjektiv kann ich mich an heißere Sommer erinnern. Vielleicht war die Mitteltemperatur geringer, dafür aber längere Zeit gleichbleibend. Natürlich ist meine Empfindung weniger zuverlässig als konkrete Daten einer Wettererfassungsstelle, deswegen aber ebenso wahr: 2010 zum Beispiel durften meine damals noch jungen Kinder außergewöhnlich lange wach bleiben. Abends um acht war an Schlafen nicht zu denken. Ich ließ die Wäsche über Nacht draußen hängen und genoss den Wein auf der Terrasse erst, als es abends schon fast wieder dunkel wurde. Dieser Sommer dagegen ist verregnet, im Wettersprech: sehr nass. Die Wäsche trocknet draußen gar nicht und drinnen nur langsam; der Rasen wächst grün und üppig und ergibt selbst im Hochsommer eine reiche Mäh-Ernte. Ganz im Gegensatz zum Getreide, das hier in unserer Gegend auf dem Acker vergammelt und einfach nicht trocken werden will.
Das Wetter ist eine komplexe Geschichte; es lässt sich nicht nur mit bloßen Fakten und rein objektiv erfassen. Wissenschaftliche Analysen können helfen, ja; die konkreten Lebensbedingungen ausreichend beschreiben können sie nicht – und wie wir (ganz subjektiv) mit ihnen umgehen glücklicherweise auch nicht.