Ich stemme mich entschieden gegen den Trend, durchs Mobiltelefon immer und sofort erreichbar zu sein. Ich fotografiere nicht alles, und wenn, dann mit dem Fotoapparat. Ich teile weder meine Standorte noch Erfahrungen, Gefühle und Gedanken übers Handy und schon gar nicht sofort. Kann ich nicht, will ich nicht, muss ich nicht. Auch die Kinder wissen: „Keine Nachrichten sind meist gute Nachrichten.“

Ich komme nicht mehr mit, was den technischen Fortschritt angeht und empfinde ihn (zum ersten Mal?) als unnötig und zu weit gehend. Es gibt sicher immer Nach- UND Vorteile bei Entwicklungen, und jeder bewertet diese anders. Ich bin, was die digitale Vernetzung angeht, mehr skeptisch als begeistert. Dabei besitze ich ein Smartphone und benutze dieses auch – allerdings nicht viel.

Bin ich so, wie ich bin, weil ich aus einer anderen Zeit komme? Nein, denn es gibt Mit-und Endvierziger, die digital im 21. Jahrhundert deutlich mehr zu Hause sind als ich. Wieviel Einfluss hat unsere Vergangenheit auf unsere Gegenwart? Wissen andere die Ruhe einer ununterbrochenen Zeit nicht ebenso zu schätzen wie ich? Sind Leute wie ich besonnen oder eher Bremsen des Aufschwungs? Vielleicht stehe ich auch am Rande der Gesellschaft, ohne es zu merken, und kann mir außerdem eine solche Einstellung nur leisten, weil ich für mein Leben nicht digital vernetzt sein muss.

Das eine Lebenskonzept ist nicht besser als das andere. Allerdings stecken manche meiner fortschrittlichen Freunde mich leicht in die Schublade „ewig gestrig“. Damit muss ich dann wohl klarkommen.

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