Ich unterhalte mich mit einer entfernten Bekannten; es geht um Arbeit. Sie kann sich überhaupt nicht vorstellen, jemals weniger als voll zu arbeiten. Aus ihrer Sicht müssten wir alle in den nächsten zehn Jahren mehr arbeiten, nicht weniger, auch Mütter. Unsere Gesellschaft könne sich Teilzeit-Arbeiter eigentlich gar nicht mehr leisten, sagt sie. Sie scheint sich auszukennen – und vor allem ihrer Sache sehr sicher zu sein. Ich verstumme, denn ich habe keine Ahnung und meine Perspektive ist eine andere. Sie hat ein Kind, ich hab´ fünf; mir war die Haus-Arbeit immer wichtiger, ihr die Außer-Haus-Arbeit. Wahrscheinlich kommunizieren wir aneinander vorbei.
Kinder `nebenbei´ bekommen und alles andere genauso weiterlaufen lassen, das ist unmöglich – finanziell, zeitlich, von der Kraft her. Zudem sind in den vergangenen 50 Jahren unsere Ansprüche gestiegen, was zum Leben dazugehört: Wir waren früher sonntags zum Mittag bei meiner Oma und im Herbst zum Pilzesuchen im Wald. Heute besuchen Familien einen Freizeitpark oder unternehmen einen Wochenendtrip an die See; manche fliegen auch nach London und schenken dem volljährigen Kind ein eigenes Auto. Früher gehörte das nicht zum Standard und niemand hat dieser Art Luxus vermisst: Das Glück in Familien hängt nicht an Dingen, die Geld kosten.