Ich lese ein Büchlein von Mariana Leky, es heißt: Kummer aller Art. Sie beschreibt – auf humorvolle Art – verschiedene Situationen, in denen Menschen Kummer haben. Habe ich schon Kummer erfahren? Sicher, auch wenn ich es nicht so nennen würde. Kummer ist weniger stark als Leid; von Niedergeschlagenheit ist im Internet die Rede.
Momentan bin ich verständlicherweise, aber doch unspezifisch kummervoll: Mein drittes Kind zieht aus. Zunächst geht sie für ein Jahr weg aus Deutschland; sie wird woanders Menschen guttun, helfen und sich nützlich machen. Danach kommt sie zurück – aber doch nicht wirklich. Ihr Weggehen ist nicht nur für ein Jahr, sondern natürlich in gewisser Weise endgültig. Unsere Tochter verlässt ihr Elternhaus. Kinder tun das irgendwann – wie sonst sollen sie fliegen lernen?
Und obwohl ich das weiß und mich mit ihr freue und stolz auf sie bin, ist da auch eine gewisse Niedergeschlagenheit: Der nahende Abschied bekümmert mich – meine Tochter hinterlässt hier eine große Lücke. Das Neue, das für uns kommt, kennen wir noch nicht. Ich stelle es mir eher langweilig vor, es `riecht´ vorrangig nach Verlust.
Unserer Tochter geht es ähnlich: Der nahende Abschied bekümmert sie – sie lässt hier viele gute Freunde und eine angenehm vertraute Umgebung zurück. Das Neue, das für sie kommt, kennt sie noch nicht. Sie stellt es sich eher spannend vor, es `riecht´ vorrangig nach Gewinn.
Aus Erfahrung weiß ich, dass nichts nur eine Seite hat. Unsere Zeit ohne diese Tochter wird nicht nur doof; ihre Zeit weit weg von uns wird nicht nur super sein. Am Ende des Jahres werden wir alle sowohl Freude als auch Kummer aller Art erlebt haben.