Inszenierte Alltagsfotos

Fotoalben eignen sich gut zum visuellen Festhalten normalen Alltags. Aber sie sind oft nicht ganz so sehenswert, die Fotos, die ich mitten im Leben aufnehme: viel Hintergrund, die Augen zu, teilweise verwackelt oder unpassend belichtet. Für einen guten Schnappschuss brauche ich wahrscheinlich mindestens fünf nicht ganz so gelungene Probeläufe. Daher erwische ich mich manchmal bei dem Satz: „Huhu, schaut mal her!“, auch wenn die „Abzulichtenden“ dann meist schimpfen, inszenierte Fotos würden sie nicht mögen.

Denn inszenierte Fotos sehen oft arrangiert aus (wen wundert`s): gezwungenes Lächeln, gleichförmige Posen, steif statt lebendig. Von unseren inszenierten Hochzeitfotos sind nur sehr wenige überhaupt in einem Album gelandet.

Die besten Fotos wirken wie mitten aus dem Leben – möglichst schön anzusehen. Leider ist das Leben nicht immer fotogen, so dass man bei Fotos ein bisschen nachhelfen – inszenieren – muss. Dafür braucht es Probeläufe, die misslingen; ich schätze, dass auch professionelle Fotografen nicht ohne diese auskommen.

Die Kunst ist es, Fotos zu machen, die das normale Leben sehenswert in Szene setzen – ohne dass man ihnen die Inszenierung ansieht.

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