Am Samstagmorgen gegen sechs weckt mich meine Tochter: In `ihrem´ Pferdestall ist soeben ein Fohlen geboren worden – möchte ich auch mit das Baby anschauen? Spontan schüttele ich den Kopf und drehe mich auf die andere Seite. Aber dann schwinge ich doch die Füße aus dem Bett und rufe: „Gib mir fünf Minuten!“ Schließlich sieht man so ein Neugeborenes nicht alle Tage; Geburten faszinieren mich einfach. Schon auf dem Rad freuen wir uns beide: So früh am Morgen ist die Luft besonders, die Sonne noch flach und zart, der Tag noch ebenso `unausgeschlafen´ wie wir.
Im Stall liegt der kleine Hengst sichtlich erschöpft in der Box neben seiner Pferdemama, die mit ihren Nachwehen noch nicht ganz fertig ist. In den nächsten anderthalb Stunden wird er immer wieder erfolglos versuchen, aufzustehen – und mit demselben Schwung zu Boden gehen, mit dem er sich vorher hochgewuchtet hat. Die Stute frisst, trinkt, schleckt ihren Sohn immer wieder ab und hat nichts gegen Publikum (hinter den Gitterstäben). Dann kommt der Kleine aber doch auf die Füße, kann das Gleichgewicht halten und richtet sich zu einer ganz beachtlichen Größe auf. Und ich frage mich, wie dieses kleine Pferd zwei Stunden vorher überhaupt noch in der Stute Platz hatte: Kein Wunder, dass er draußen ein Weilchen brauchte, seine langen Beine auseinander zu falten und zu koordinieren.