Geringfügig

„Mach doch bitte ein paar Bilder von deinem Eltern. Euch eine gute Zeit zusammen. Der beste Ehemann auf den Planetem“, schrieb mir mein Mann am vergangenen Wochenende. Ich musste schmunzeln – die Fehler waren gewollt: Er liebt es, Dativ- und Akkusativ-Endungen zu vertauschen. Manchmal fragt er, was `dort auf den Zettel steht´ oder – heute beim Haare-Schneiden – `wo er jetzt hin soll mit seinen Kopf´. Er liebt so etwas: Eine geringfügige Veränderung hat eine durchschlagende Wirkung – ich reagiere IMMER darauf. Nach Meinung meines Mannes belebt das die Kommunikation und sorgt für Erheiterung und Entspannung. Ich höre jedes Mal das Schmunzeln in seiner Stimme (und muss selbst lächeln). Was ursprünglich der Auslöser war für diese Marotte, weiß er selbst nicht mehr. Vielleicht ein Schüler zu viel, der am Lehrerzimmer den Wunsch äußert, `Herr Sowieso´zu sprechen. Auf jeden Fall nutzt mein Mann mittlerweile sehr oft die Gelegenheit, n und m zu vertauschen – am liebsten in Possessivpronomen.

Ich bin froh, dass sein Vorbild die Sprache unserer Kinder nicht mehr negativ beeinflusst. Sie können ebensogut wie ich unterscheiden, was richtig ist und was nicht – und lächeln über die verbalen Kapriolen ihres Vaters. Weniger amüsant finde ich, dass er inzwischen (quasi offizielle) Verstärkung erhält: In unserer Zeitung fand ich diese Woche zwei Überschriften(!), die meinen Mann in seinem Spleen bestätigen. Eine davon lautete: `Geringfügigen Gebrauchsspuren sind erlaubt´.

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