Gebranntes Kind

Vor anderthalb Jahren habe ich mir im Garten beim Fußballspielen den Mittelfußknochen angebrochen. Einer meiner Söhne bemerkte damals sofort: „Mama, das hat ganz schön geknackt.“ „Ach, was, das ist sicher nur verstaucht, ich kühle das mal“, war meine verzweifelte Antwort – wider besseres Ahnen. Und? Er hatte recht.

Die Heilung nahm einige Zeit in Anspruch, aber drei Monate später konnte ich wieder laufenderweise meine Runden ziehen. Bis auf eine gewisse Empfindlichkeit im ersten Winter gab es körperlich keine spürbaren Folgeerscheinungen. Aber meine Psyche war noch angeknackst: Fußballspielen im Garten stand bisher nicht wieder auf meinem Programm. Das gesamte letzte Jahr habe ich mich gedrückt, mich nicht getraut – gebranntes Kind scheut das Feuer.

Letztens überwog die Liebe zu meinem Jüngsten, der keinen zum Fußballspielen hatte. „Na gut“, dachte ich, „eine halbe Stunde kicke ich mit ihm. Wird schon gut gehen.“

Was soll ich sagen: Ich habe lange nicht so gelacht, es hat solchen Spaß gemacht. „Mama, wieso musst du so lachen?“ „Weil ich keine Schnitte habe gegen dich, mein Schatz! Du bist viel schneller und besser mit dem Ball.“ Ich habe überhaupt nicht an meinen Fuß gedacht und ihn auch nicht gespürt. Es geht wieder, ich habe keine Angst mehr, ich bin wieder richtig heil – an Leib und Seele.

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