Eine Gnade

„Du kannst deinem Schöpfer danken für die Gnade, dass du das hier nicht machen musst – und ihn darum bitten, dass ich dir auch deswegen noch lange erhalten bleibe“, sagt mein Mann – und lächelt dabei gequält. Er sitzt an den BaföG-Anträgen für unsere studierenden Söhne und winkt nur müde ab, als ich frage, was denn so schwierig daran sei. Ich weiß, dass man jedes Semester neu BaföG beantragen muss. Finanzen sind zu beachten und Regelstudienzeiten, außerdem die Anzahl der Kinder, die noch im Elternhaus wohnen usw. Letzteres ändert sich bei uns relativ häufig – noch vier, noch drei, noch zwei … Aber damit nicht genug, ein bisschen komplizierter geht es offenbar immer: zum Beispiel wenn der Schülerstatus eines Kindes endet und der Freiwilligendienst-Status aber erst zwei Monate später beginnt. All das muss man schriftlich genau dokumentieren und einreichen; und das Beamtendeutsch auf offiziellen Dokumenten ist nichts für `mal eben und zwischendurch ´.

Mein Mann hat einerseits recht: Ich bin wirklich froh und dankbar, dass er sich darum kümmert. Andererseits irrt er: Dass er mir noch lange erhalten bleiben soll, hat mit den BaföG-Anträgen überhaupt gar nichts zu tun!

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