Vater und Tochter tanzen während ihrer Quarantäne-Zeit, drehen ein Video und stellen es ins Internet. Nichts daran ist perfekt: Die beiden tanzen zu typischer „gute Laune-Musik“ in ihrem Wohnzimmer; die Choreographie ist peppig, aber nicht anspruchsvoll; sie tanzen drauflos, einige Patzer sind inklusive. Die Teenager-Tochter ist schlank, bewegt sich fließend, schrittsicher und rhythmisch, sogar mit Gefühl – sie ist eindeutig die Initiatorin dieser Aktion. Der Vater macht mit. Er ist Anfang 50, von der Figur her eindeutig kein Tänzer und nicht besonders ernsthaft, aber engagiert bei der Sache: Alles an ihm tanzt – Füße, Hände, Rumpf, Gesicht. Manchmal weiß er nicht weiter, aber er kommt immer schnell „wieder rein“.
Meine Tochter raunt mir zu: „Man schaut irgendwie nur zu ihm, oder?“ Sie hat recht – beide tanzen, aber so richtig „sieht“ man nur den Vater. Woran liegt das? Eine perfekte Vorstellung liefert dieser Normalo-Mann um die 50 nicht; das schafft eher seine Tochter. Ja, er hat Taktgefühl und kann sich erstaunlich schnell bewegen. Aber vor allem hat er ganz offensichtlich viel Spaß und strahlt Leichtigkeit und Lebensfreude aus. Er nimmt sich selbst nicht zu ernst und wird doch nicht dilettantisch. Und genau dadurch ist er attraktiv und wirkt total ansteckend – ein (unvollkommener) Hingucker eben.