In dem Lied „Je vole“ aus dem Film `Verstehen Sie die Beliers´ geht es um den Abschied einer Tochter von ihren Eltern – ein bewegendes Lied mit einem bewegenden Text: „Liebe Eltern, ich gehe. Heute Abend werdet ihr kein Kind mehr haben. Ich fliege, ich fliege (davon).“ Es ist der Tochter Paula schwergefallen, sich zum Weggehen zu entscheiden: Für ihre taubstummen Eltern war sie das Sprachrohr zur hörenden Umwelt war. Aber letztlich tut Paula es doch, sie zieht weg, nach Paris und geht dort auf eine Schule für Gesang. Das erwähnte Lied singt sie bei der Aufnahmeprüfung. Ihre Eltern sind dabei, verstehen „Je vole“ aber erst, als Paula es in Gebärdensprache übersetzt. Paula singt ernsthaft und mit Herzblut, aber man spürt ihr die Freude ab: Der Abschied ist nötig, sie nimmt ihn gern in Kauf.
Ich erinnere mich selbst noch sehr gut an meinen eigenen Auszug von zu Hause und an das Gefühl von Vorfreude auf das Neue, auf das Alleinsein, auf die Selbständig- und Unabhängigkeit. Es war auch ein wenig Unsicherheit im Spiel, aber vor allem das Gefühl von Freiheit: Dass der Auszug des jüngsten Kindes bei meinen Eltern sicherlich auch für Schmerz gesorgt hat – es war mir nicht bewusst.
Die
Filmszene ist besonders und geht mir ans Herz. Ich kann sie nicht
anschauen, ohne mit den Eltern zu weinen, auch wenn diese den Schritt
ihrer Tochter letztlich gutheißen. Und es ist ja so, dass es für
beide Seiten Trennung bedeutet, für beide hört das Vertraute auf –
und doch ist das Abschiednehmen verschieden.
Paula
verlässt, sie ist mutig und entschlossen. Vor allem fühlt sie:
Vorfreude, Zuversicht und positive, spannende Erwartung.
Die
Eltern werden verlassen. Für sie ist der Abschied mit Trauer
verbunden und mit viel Zurückschauen.
Es
gibt bei dem Abschied zwischen Kinder und Eltern immer zwei Seiten –
verlassen und verlassen werden. Ich stand schon auf der einen, bald
stehe ich auf der anderen Seite.