(Berufs-)Wunsch

Ein alter Freund ist zu Besuch und fragt unseren Zweitgeborenen: „Weißt du schon, was du später machen willst?“ Unser Sohn nennt seine beiden momentan beliebtesten Berufswünsche und ergänzt: „Ich weiß es noch nicht genau, aber ich würde gern so viel verdienen, dass meine Frau nicht arbeiten gehen muss.“ Von unserem Gast erntet er für den letzten Satz ein abfälliges (oder auch nur skeptisches?) Grinsen. „Na, da rennst du heutzutage keine offenen Türen ein. Das ist kein zeitgemäßes Lebenskonzept mehr und ein überholtes Rollenmodell noch dazu.“ Unser Sohn schaut mich verwundert an – und auch ein bisschen irritiert. „Es ist ja kein Zwang, nur ein Angebot. Ich fände es einfach schön, wenn einer bei den Kindern bleiben könnte.“

Mich rührt das, ich kann ihn so gut verstehen. Ja, natürlich – wir haben ihn durch unser Leben in dieser Richtung geprägt. Aber offenbar spürt er, dass seine Mutter nicht zu Hause sein muss, sondern es will. Und ebenso offenbar empfindet er eine nicht berufstätige Mutter als erstrebenswert – aus Kinder-Perspektive.

Mehr Skepsis aus dem Mund unseres Gastes irritiert unseren Sohn weiter; beirren lässt er sich dennoch nicht: „Ich hoffe, ich finde eine Frau, die das auch möchte.“ Das ist – wie ich finde – ein völlig legitimer Wunsch.

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