Aufschieberitis

Ich kenne eine, die leidet an Aufschieberitis. Das heißt: Sie leidet nicht wirklich daran – im Gegenteil: Meist tänzelt sie ganz fröhlich und entspannt durchs Leben. Jedenfalls über lange Zeiträume hinweg. Dazwischen geschaltet sind Tage oder manchmal auch Wochen, in denen sie abarbeiten muss, was sich angestaut hat. Hektisch, schnell und unter dem Druck einer einzuhaltenden Frist. In dieser Zeit geht nicht viel anderes, ist sie leicht frustriert und kann dann ihre Aufgaben nicht besonders zufriedenstellend erledigen – es fehlt die Ruhe.

Mich würde das wahnsinnig machen und mir die Tänzel-Zeit dazwischen vermiesen. Ich könnte die langen Phasen der Entspannung nicht als solche erleben, ich würde leiden an meiner eigenen Aufschieberitis. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass ich eher ein Vorschuss-Arbeiter bin. Für Leute wie mich gibt es kaum längere Pausen – es gibt immer etwas zu tun.

Ich denke, dass keiner aus seiner Haut kann; aber manchmal beneide ich die Frau mit der Aufschieberitis. Sie wirkt sorglos und zwischendurch echt unbeschwert.

Wenn ich aussuchen würde, wäre ich gern eine Kombination: Ein bisschen von beidem. Es ist eine Gabe, Dinge liegen zu lassen, die nicht drängen. Meine fünf Kinder haben mich schon ein wenig gelassener (und langsamer) gemacht, dafür bin ich dankbar. Aber ein echter Aufschieber bin ich noch immer nicht.

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