Ich nehme Abschied von den Bedürfnissen meiner Kinder. Immerzu. Und damit auch Abschied von einer Rolle, einer Aufgabe, vom Gebrauchtwerden. Das ist einerseits schön und andererseits mit Wehmut verbunden: So sehr es mich freut, dass alle Rad fahren können, so sehr muss ich sie entlassen auf ihre Wege allein. So sehr es mich freut, dass auch der Jüngste sich lieber mit Spielpartnern trifft, als mit mir einkaufen zu fahren, so sehr blutet mein Herz, wenn er von diesen enttäuscht wird. So schön es ist, wenn der Große selbständig von einer Party nach Hause kommt, so sehr fühle ich mich außen vor, weil ich immer weniger weiß, mit wem er unterwegs ist. So sehr ich das gemeinsame Lernen nicht vermissen werde, so sehr muss ich akzeptieren, dass ich auch in anderen Bereichen keine echte Hilfe mehr für sie bin.
Ein Abschied nach dem anderen. Alle Errungenschaften meiner Kinder bedeuten eine Entlastung, aber auch eine Unabhängigkeit von mir, die sich bisweilen zwiespältig anfühlt. Irgendwann werden sie das Haus verlassen und einen anderen Ort ihr Zuhause nennen, andere Menschen näher an sich heranlassen als mich, andere Menschen mehr mögen als mich, anderen Menschen näherstehen als mir. Das ist in Ordnung, das muss so sein. Trotzdem ist es ein Abschied, der schmerzt.