Praktisch?

„Macht ihr heute Abend was zusammen, deine Freunde und du?“, frage ich meinen Sohn. „Ich weiß es noch nicht“, lautet die Antwort. „Wann weißt du das?“, versuche ich es weiter. „Das weiß ich auch noch nicht“, sagt er und grinst. „Mama, es ist nicht so einfach mit meinen Leuten. Das läuft alles ganz spontan.“

Ich habe eher den Eindruck, da läuft manchmal gar nichts vor lauter Spontaneität und „last minute“-Verhalten. Es könnte mir egal sein; es ist schließlich auch in Ordnung, nichts zu unternehmen. Trotzdem ist mir dieses Miteinander heutzutage ein Rätsel. Wahrscheinlich habe ich zu wenig Einblick, wie das mit den verschiedenen WhatsApp-Gruppen funktioniert, wer initiiert, wer reagiert, und wie es dann letztlich zu einer Entscheidung kommt. „Treffen wir uns?“, ist ein komplizierter Vorgang geworden, der tendenziell viel Zeit kostet. Dabei sollen die sozialen Medien doch letztlich praktisch sein und eine große Zeitersparnis. Sie bieten schließlich diverse Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu treten.

Aber vielleicht ist „praktisch“ gar nicht das, was heutzutage zählt. Vielleicht ist „praktisch“ die Denke einer Frau aus dem letzten Jahrhundert. Bei der Wahl der Kommunikationsmittel scheint es nicht um den Nutzen zu gehen, sondern um das Benutzen.

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