Mein Sohn ist übers Wochenende da und wir reden über alles Mögliche: auch über seinen Einsatz in Afrika, bei dem er einen Jugendlichen kennenlernte. Dieser hat von seinem Vater nur den Nachnamen (und möchte ihn am liebsten nicht tragen). Vor seiner Mutter fürchtet er sich; die Familie ist arm. Spender ermöglichen ihm den Schulbesuch. Der Junge ist klug, aber rebellisch und willensstark. Die Lehrer und Mitarbeiter, die ihn schon Jahre begleiten, sind freundlich und konsequent. Dennoch war und ist der Weg mit ihm bisweilen herausfordernd und mühselig. Dieses Jahr wird er die Schule abschließen – und seine Unterstützer werden auch für sein Studium aufkommen. Das ist großzügig und toll, aber nicht alles. Denn ein Mitarbeiter der Schule hat im Laufe der Zeit eine Art Vaterrolle für den Jungen übernommen und begegnet ihm liebevoll, präsent, barmherzig und verständnisvoll.
Wie jede Vater-Sohn-Beziehung ist auch diese sicher nicht frei von sehr alltäglichen Schwierigkeiten, aber unterm Strich bleibt: Es ist besonderes Glück, einen Vater zu finden, wenn der eigene diese Rolle nicht wahrnimmt. Und aus einem anderen Blickwinkel: „Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann.“ (Dietrich Bonhoeffer)