Kürzlich hatte ich ein kurzes Gespräch mit einer flüchtigen Bekannten, einer jungen Mutter. Es ging darum, was für die Vereinbarung von Familie und Beruf besser ist: in der Nähe der Eltern bleiben – auf dem Land – und weite Wege haben oder aber wegziehen – in Stadtnähe, kürzere Wege haben und keine Großeltern am Ort. Ihre Tochter ist anderthalb. Es gibt keine Standardlösung – wie immer.
Als ich sagte, ich sei noch immer hauptsächlich zu Hause und mein Jüngster sei neun Jahre alt, kam eine überraschende Antwort: „Luxus“, sagte sie. Diese Bemerkung schwingt in mir nach, denn in diesem Zusammenhang ist das Wort noch nie (und wenn, dann nur äußerst selten) gefallen.
Luxus ist laut Wikipedia etwas, was man nicht braucht, was teuer ist und nicht für jeden erschwinglich – und deshalb für viele erstrebenswert. In unserer Gesellschaft scheint es mir erstrebenswert zu sein, arbeiten zu gehen – für Männer und Frauen und auch für Mütter. Das Zuhause-Sein mit Kindern wird immer mehr zu einer zeitlich begrenzten Zwischenphase, die nicht das Eigentliche ist. Das Eigentliche ist der Beruf, der Job, das Geld, das man damit verdient, die Anerkennung, die man damit bekommt. Zumindest ist das mein Eindruck.
Für unsere Familie gilt: Was wir an Geld haben, reicht für das, was wir uns leisten wollen, obwohl ich kaum etwas verdiene. Ist das Luxus? Ich empfinde unser Leben nicht als luxuriös in materiellem Sinn. In anderer Hinsicht schon. Ob die Kinder es nun wollen oder nicht: Unser Zuhause ist wie eine Basisstation, die immer besetzt ist. Trotzdem werden unsere Kinder mit zunehmendem Alter selbständiger und organisieren sich ohne meine Hilfe. Meine Präsenz wirkt wie Luxus – nice to have, aber nicht wirklich nötig. Ich bezweifle, dass dieser Zustand ebenso erstrebenswert ist wie Luxus im herkömmlichen Sinn. Vielleicht klang die Bemerkung deshalb so merkwürdig in meinem Ohr…