`Von der schwäbischen Alb aus ist Berlin weit weg´, lautete vor einigen Wochen eine Überschrift in einer Zeitung. Eine Frau von der Alb schrieb darüber, wie wenig sie sich von der Berliner Umwelt- und Klimapolitik berücksichtigt fühle. Ökostrom und Car-Sharing funktionieren auf der Schwäbischen Alb nicht ebenso wie in Berlin. Ich konnte sie gut verstehen.
In der gleichen Zeitung stand kürzlich ein Porträt über einen deutschen Politiker. Er ist kein `hohes Tier´ in der Bundespolitik – außerhalb seines Bundeslandes kennen ihn wahrscheinlich nicht so viele. Er ist trotzdem besonders, weil er nahbar ist und sich selbst treu geblieben. Jeder, der will, kann seine Festnetz-Nummer haben und ihm persönlich seine Anliegen schildern: „Wenn mich einer anruft, bin ich dran. So war das, so ist das, und so wird das bleiben“, so lautet das Motto von Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW. Aber viel wichtiger als sein Name ist etwas anderes. In dem Artikel heißt es: „Er spricht über das, worin er den Kern der Demokratie sieht: dass einer, der das Volk vertritt, das Volk auch verstehen muss.“
Dem stimme ich zu. Verständnis für Menschen wächst nur, wenn man ihre Probleme kennt. Dazu muss man dort mit den Menschen sprechen, wo sie leben und arbeiten – als Mit-Mensch. Nur wenige Politiker können sich dieses Kümmern zeitlich erlauben: Das Arbeitspensum eines Berufspolitikers ist immens – Schreibtisch-Arbeit, Sitzungen, Vorträge, Debatten. Ob sich Bürgernähe so erreichen lässt, weiß ich nicht. Den `Menschen aufs Maul zu schauen´, ist deutlich kleinschrittiger, glanzloser. Aber vielleicht sollten Politiker es versuchen? Menschen würden sich von ihnen dann sicher besser verstanden und vertreten fühlen – in der Schule, in Arztpraxen, auf dem Bauernhof und auf der schwäbischen Alb.