Abendmahl

Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott.“
Römer 2, 11

Abendmahlsgottesdienst. Ich darf austeilen. Gern spreche ich den Leuten namentlich zu, dass Jesus für sie gestorben ist, dass er für jeden einzelnen das Kreuz auf sich genommen hat – ob Birgit oder Andrea, ob Jakob oder Jürgen. Alle sind ganz verschieden. Manche kenne ich schon lange, manche kaum – so dass ich nach dem Namen erst fragen muss. Manche stehen mir näher, manche weniger, das Lebenskonzept von X ist mir vertraut, das von Y total fremd. Ganz zu schweigen von den Lasten oder Lastern, in die ich nur bedingt Einblick habe – und trotzdem bin ich schnell mit einem Urteil. Würde ich auch nur für einen von ihnen MEIN Leben geben? Ohne Bedingungen daran zu knüpfen, wie derjenige diesem Opfer gerecht werden sollte? Ich bezweifle es.

Ich weiß nicht, wie dann sowas passiert, aber manchmal schenkt Gott eine Sternstunde. Manchmal öffnet Gott einem ganz unerwartet die Augen für seine Sicht: Für einen Moment konnte ich mit dem Herzen verstehen, wie Jesus uns sieht. Alle anderen und auch mich, die ich durch so manches menschliche Raster mühelos durchfallen würde und für die auch nicht so schnell einer sein Leben geben würde. Eine Schwester nahm mich in den Arm. Nach einer kurzen Pause ging es wieder: „Jesus hat dich lieb, Anke, Jesus ist für dich persönlich ans Kreuz gegangen.“ Keine Wahrheit aus dem Verstand, eine Wahrheit aus dem Herzen.

Als Austeilende überwältigt vom Abendmahl – beschenkt bin ich nach Hause gefahren.

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