Tapetenwechsel

Ich fahre gern in den Urlaub: mal etwas anderes sehen, weniger Verpflichtungen haben und daraus folgend vor allem Entspannung. Mit jedem Urlaub ist das Einpacken verbunden; es geht schnell, ich erledige es am Tag vor der Abfahrt. Die dafür nötigen Dinge bereitzustellen – (eine Menge) saubere Wäsche, Lebensmittel und was wir sonst so brauchen, ist gleichermaßen nötig wie tagesfüllend und mühselig.

Ich fahre aus dem Urlaub sehr gern wieder nach Hause: das Vertraute genießen, eine klare Tagesstruktur haben und daraus folgend ein angenehmer Wechsel von Anspannung und Entspannung. Mit jedem Nach-Hause-Kommen ist das Auspacken verbunden; es geht schnell, ich erledige es sofort. Wieder einkaufen fahren und (eine Menge) benutzte Wäsche waschen ist gleichermaßen nötig wie tagesfüllend und mühselig.

Urlaub ist schön, zu Hause sein auch; der Übergang vom einen zum anderen strengt an – wie jeder echte Tapetenwechsel auch.

Schlicht und schön

Unser Ferienhaus ist großzügig geschnitten und sparsam eingerichtet: schlicht und schön. Hier kommt die Seele zur Ruhe. Alles, was wir brauchen, ist da; die Deko ist geschmackvoll und dezent; überflüssiger Schnickschnack fehlt (uns nicht). Wir beziehen unsere Zimmer, Küche und Bäder und nutzen die Terrasse, wann immer es geht, als weiteren Wohnraum. Ein wenig mehr Stauraum wäre nicht schlecht: Binnen kürzester Zeit sind fast sämtliche Oberflächen belegt mit halbvollen Rucksäcken, trocknenden Handtüchern, Schuhen in verschiedenen Größen und Ausführungen, Büchern, wärmenden Jacken für den Abend, Kekspackungen für zwischendurch …

Nach drei Tagen stöhnt meine Tochter: Ihr graue es schon vor dem Zusammenpacken, sagt sie, hier liege überall etwas herum. Ich beruhige sie. Zwar hat sich eine gewisse Unordnung breitgemacht – Ruhe für die Seele war vorgestern. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass solch ein Urlaubs-Chaos schlimmer aussieht, als es tatsächlich ist. Eine halbe Stunde aufräumen und alles ist wieder teilweise verstaut, sortiert und ordentlich. Sicher werden wir es zwischendurch einmal tun. Spätestens am Ende der Woche stopfen wir uns und unsere Utensilien wieder ins Auto und hinterlassen ein sparsam eingerichtetes Ferienhaus: schlicht und schön.

Trust

To trust someone, of course, depends on our relationship to this person, on how we assess him or her to be able to take care of a task (or, for instance, our kids). We wouldn´t give our toddlers, say, into the hands of a 8-year-old – especially if he is a boy. But even with capable adults: to trust someone may sometimes be necessary but it´s not easy.

Trust means being able to let go of control – and hand it over to someone else. Do we really trust them, no strings attached, or do we rather expect them to act as it pleases us? I guess often we know exactly what the outcome should look like. When I, for instance, trusted someone with my under-12-year-old kids, I expected this person to bring them back safely (and in one piece) and not stuffed with sugar or traumatised after a horror movie night. I had clear ideas.

With our trust in God it should be different, of course. God is trustworthy – no matter what. He is also good and knows our best and wants it to happen; he doesn´t need our instructions. Annoyingly, we also think we know what´s best for us. And so our trust (and faith) gets tested every time something happens that we don´t value as good: we don´t get healed, we lose our jobs, or our relationship falters. To keep trusting God anyway and then to experience his presence, help and peace in challenging situations is the best thing that can happen to us.

Privat

Ich schlüre über einen Wohnmobil-Campingplatz und kann den Urlaubern ins Schlafzimmer schauen und auf den Küchentisch. Eine Frau säbelt in aller Ruhe die Hornhaut an ihren Füßen ab. Schlafen, essen, Körperpflege und Freizeit – das (Urlaubs-)Leben ist jedermann zugänglich: Camper sind ganz öffentlich privat.

Bedauerlicherweise unverhältnismäßig

Da wird bei einem Polizei-Einsatz bei uns in der Gegend ein Labrador erschossen: in seinem Zuhause, morgens um 6 Uhr, nachdem die Polizisten die Tür aufgebrochen hatten. Frauchen und Kind schliefen oben, Herrchen war schon los zur Arbeit. Anlass war der Verdacht, die Familie könnte gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen, sprich: illegal Cannabis anbauen.

Wahrscheinlich rücken Polizisten zu Hausdurchsuchungen immer mit geladener und entsicherter Waffe aus. Wieso sie dann nicht erstmal klingeln (morgens um 6 Uhr auch ein überraschendes Moment), leuchtet mir trotzdem nicht ein. Eine Hanfplantage im Keller lässt sich nicht innerhalb weniger Minuten abbauen oder verbergen – schon gar nicht von unvorbereiteten Schlafmützen. Das Ergebnis der Aktion: Der Verdacht hat sich nicht bestätigt; ein Hund ist tot. Im Nachhinein fallen Begriffe wie `sehr bedauerlich´; von `unverhältnismäßig´ ist leider nicht die Rede.

Ganz schönes Wetter

Langzeit-Wetterprognosen sind nicht 100-prozentig verlässlich, ich weiß. Dennoch konsultieren wir sie – und glauben ihnen oder eben nicht. Ich rechne fest damit, dass die Wetterfrösche Recht haben, wenn das, was sie vorhersagen, mir in den Kram passt. Werden dagegen meine Wetter-Erwartungen durch die Aussichten nicht erfüllt, hoffe ich darauf, dass langfristige Vorhersagen ohnehin nicht zutreffen.

In diesem Zusammenhang macht es mich ein bisschen wütend, dass es nächste Woche hier in der Heimat ganz schön und sonnig und warm sein soll. Denn ich werde nicht hier sein, sondern an einem anderen Ort, an dem es ganz schön wolkig und windig und kühl werden soll. Ich hoffe inständig – und wider besseres Wissen – darauf, dass meine WetterApp unzuverlässig ist. Aber ich ahne, dass meine Hoffnung unerfüllt bleiben wird; es wird uns gehen wie schon so oft im Sommerurlaub: Wir werden das Beste aus erträglichem Wetter machen müssen, während die Zurückbleibenden in der Heimat bestes Sommerwetter ertragen dürfen.

Egoistische Erwartung

Eine Freundin von mir will für neun Monate nach Amerika – sofern sie ein Stipendium dafür bekommt. Was ihr Mann dazu sagt, frage ich sie. „Das ist eine einzigartige Chance für mich. Ich erwarte, dass er nichts dagegen hat – alles andere wäre egoistisch. Er kann mich ja besuchen.“ Aha. Es stimmt: Die Chance für sie ist wahrscheinlich einzigartig, ebenso wie die Herausforderung für ihre Familie – auch wenn nur noch ein Kind zu Hause wohnt. Trotzdem scheint der Ehemann kein Mitspracherecht zu haben: Meine Freundin wünscht sich nicht nur sein `Ja´, sie erwartet es. 

Wie ich ihren Mann kenne, ließe er seine Frau auf jeden Fall ziehen – egal ob erwartungsgemäß oder freiwillig. Hinsichtlich der Zeit in New York ist es vermutlich egal, ob der eine Partner dem anderen einen Wunsch erfüllt oder sich einer Erwartung gemäß verhält. Für die Beziehung könnte es einen kleinen, aber feinen Unterschied bedeuten.

Natürlich ist es eine großartige Gelegenheit, ein drei viertel Jahr in New York leben und arbeiten zu können. Die neun Monate dort werden neu, spannend und abwechslungsreich sein – und sicherlich sehr schnell vergehen. Für die Zurückbleibenden bleibt der Alltag gleich, aber auch sie sind betroffen von der Amerika-Chance der Frau und Mutter. Deshalb ist es bei solchen Entscheidungen immer zu wünschen, gemeinsam eine gute Lösung für alle zu finden. Von vornherein zu erwarten, dass die eigenen Pläne abgenickt werden, halte ich dagegen für egoistisch.

Einfach nur freundlich

Manche Frauen lassen sich ungern die Tür aufhalten – sie sind unabhängig und selbstständig in der Lage, allein die Tür zu öffnen. Dabei geht es bei Umgangsformen weniger darum, wer etwas nicht selbst tun kann, als um ein höfliches und geschmeidiges Miteinander. Ich habe nichts dagegen, wenn ein Mann mir die Tür öffnet, selbst wenn ich es selbst machen könnte. Manchmal tue ich es ja auch für andere: ältere Leute, Mütter mit Kinderwagen oder Menschen, die die Hände voll haben. Sie könnten die Tür genauso gut selbst öffnen, aber vielleicht freuen sie sich darüber, wenn sie es diesmal nicht müssen. Indem ich helfe, zweifle ich nicht daran, dass der andere allein und unabhängig von mir klarkommt: Ich bin einfach nur freundlich – genau wie Tür öffnende Männer.