Ab und zu treffe ich einen Jäger, der in Wald und Feld für Ordnung sorgt: Wir sprechen jedesmal miteinander; und ich bekomme einen interessanten Einblick in etwas, wovon ich sonst keine Ahnung hätte. Ein Jäger jagt mit dem Gewehr, schießt Fotos zur Dokumentation, kontrolliert Fallen, … kümmert sich um die Ausbildung von Hunden anderer Jäger.
Jagdhunde müssen zum Beispiel das Apportieren üben – natürlich mit echten Tieren. Die Enten werden eigens dafür gezogen und dann an einem Gewässer ausgesetzt. Dort schießt der Jäger das Tier und versucht, den Hund dazu zu bringen, den toten Vogel zu apportieren. (Kann die Ente entkommen, hat sie Glück – wie bei der echten Jagd auch.) Die Anzahl der Übungsversuche ist begrenzt; dann muss der Hund zur Prüfung.
Heute Morgen wurde ich Zeugin einer solchen Übungsstunde. Die Ente war offenbar erschossen, der Hund im Wasser. Nur kam er nicht wieder heraus – geschweige denn mit Ente im Maul. Der Besitzer des Hundes war SEHR ärgerlich, seine Stimme wütend. Hektisch und gleichzeitig ohnmächtig ging er am Wasserrand auf und ab, winkte irgendwann ab und gab auf. Nicht so `mein´ Jäger: Gelassen und geduldig stand er da, rief den Hund mit klarer Stimme, lockte und ermutigte ihn und blieb dran – bis der Hund aus dem Wasser kam.
Kindererziehung funktioniert genauso, dachte ich. Ja, mancher Versuch geht schief; manche Erziehungsmaßnahme bringt nicht das erhoffte Ergebnis. Die Frage ist, wie man damit umgeht: Ich kann das Scheitern sehen und den Hund (oder das Kind) aufgeben. Oder ich sehe die Beziehung zum Hund (oder zum Kind) und bleibe dran – selbst wenn sich der Moment wie ein Misserfolg anfühlt.