Pilates stabilisiert den Rumpf und hält die Wirbelsäule beweglich. Aber die wöchentliche Trainingsstunde ist auch gut für meine Seele: Die Hinweise unserer Trainerin sind immer hilfreich, aber oft schwer umsetzbar. Ich quittiere sie meist mit einem leicht gequälten „Ach ja“-Seufzen und bemühe mich NOCH MEHR. Nicht so eine Mit-Turnerin, die einen wohl gemeinten Rat mit den Worten kontert: „Wenn ich keine anderen Probleme hätte, würde ich das glatt machen.“ Wir brechen in lautes Gelächter aus. Das stärkt nicht den Rumpf und hält auch die Wirbelsäule nicht beweglich, aber es entspannt den ganzen Menschen und erheitert die Seele. Selbst Tage später lächele ich noch bei der Erinnerung daran.
Zufrieden und anstrengend
Alles, was mich wirklich zufriedenstellt, beansprucht mich auch. Für mich sind das unter anderem: Gartenarbeit, eine Laufrunde, Zeit mit den Kindern, an Texten arbeiten, eine Rede vorbereiten – und halten, Menschen wirklich zuhören, manchmal auch eine Streich- oder Putzaktion … Dabei muss mein Tun nicht zu einem perfekten Ergebnis führen: Ich bin auch mit „gut bis sehr gut“ zufrieden, wenn ich mich bemüht habe.
Es kann aber passieren, dass alle Anstrengung mich nicht zufriedenstellt. Wenn ich etwas nicht kann, lasse ich – wenn möglich – lieber die Finger davon: Mit einem renovierten Zimmer bin ich eher zufrieden, wenn jemand sich darum bemüht, der tapezieren kann.
Ab 50: ehrlich sein und aufhören
Eine Frau in der entfernten Verwandtschaft hat Geburtstag. Wir kennen uns schon lange – und doch kennen wir uns kaum. Jedes Jahr schreibe ich ihr, noch nie habe ich eine Reaktion darauf bekommen, geschweige denn eine Karte. Dieses Mal fällt mir nichts ein, aber ich ringe mir trotzdem eine Karte ab.
Warum schreibe ich ihr überhaupt? Gute Frage. Dafür spricht: Sie gehört zu meinem Dunstkreis, und ich weiß, wann sie Geburtstag hat. Dagegen spricht: Ich kenne sie zu wenig, um ihr wirklich persönlich gratulieren zu können. Außerdem schätze ich, dass meine Karten ihr nichts bedeuten. Dennoch schreibe ich immer wieder. Noch. Vielleicht sollte ich damit aufhören: Es wäre ehrlicher.
Allein mit Rückendeckung
Kleine Kinder wollen Dinge allein machen – laufen, essen, Rad fahren usw. Eltern üben sich in Zurückhaltung und sind willkommen, wenn Gefahr droht und aufgeräumt, getröstet oder repariert werden muss.
Ältere Kinder wollen andere Dinge allein machen – mit Freunden feiern oder einen Tanzkurs zum Beispiel. Eltern üben sich in Zurückhaltung und sind willkommen, wenn bezahlt oder gefahren werden muss.
Jedem seine Macke
Ich bügele so wenig wie möglich und so viel wie nötig. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand fast alles (vielleicht sogar Unterwäsche) bügelt. Es amüsiert mich ein wenig, aber im Grunde ist es mir egal.
Dafür zähle ich manchmal beim Wäsche-Aufhängen die Socken. Oft vergesse ich es gleich wieder, nur mein „Rekord“ ist mir noch im Gedächtnis: 26 Paare. Mein Zählen mag andere amüsieren, aber im Grunde ist es mir egal.