Ich geh´ ins Bett.

Feierabend. Wir sitzen im Wohnzimmer, mein Mann und ich. „Wir haben heute im Gottesdienst … gesungen“, sage ich. Er versteht die Information an sich und die Botschaft dahinter. Kein Kommentar nötig, wir sind beide zufrieden.

Eine unserer Töchter geht vorbei: „Wozu haben sie dich gezwungen?“ Wir lächeln müde. Es ist ja schön, wie die Kinder teilhaben an unserem Leben – und auch an jedem dahingeworfenen Kommentar, sei er für ihre Ohren bestimmt oder nicht. Ich kann mich entscheiden, ob ich erkläre, was ich eigentlich meinte, oder sage: „Das war nur für Papa.“ In jedem Fall muss ich eine Erklärung hinterher schieben. Und mein Mann muss sie sich anhören.

Ist ja nicht schlimm. Gar nicht schlimm. Es kommt nur regelmäßig vor. Sehr regelmäßig. Und das zieht uns manchmal die Nerven aus. An einem Tag, an dem schon viel geredet wurde (also im Grunde ziemlich oft) ist das manchmal der Tropfen, der meinen Mann aus dem Wohnzimmer spült: „Ich geh ins Bett.“

Das letzte Wort

Diskussionen leben von Argumenten. Klar: Über Fakten kann man sich austauschen, über Befindlichkeiten weniger. Mir gehen leider oft die Argumente aus. Ich bin anders schlau. An Stelle von begründbaren Fakten gibt es bei mir etwas anderes. Intuition, Instinkt. Diese lassen sich manchmal nicht leicht in Worte fassen und sind daher nur wenig überzeugend. Leider. Dadurch stehe ich in kontroversen Gesprächen schnell – symbolisch gesprochen – mit dem Rücken zur Wand.

Dennoch bin ich genau wie jeder andere Mensch interessiert daran, das letzte Wort zu haben. Dieses ist aber oft denjenigen vorbehalten, die eben noch ein Argument aus der Tasche ziehen können. Weil ich nicht zu ihnen gehöre, ist mein letztes Wort des öfteren: „Ich weiß, was ich weiß.“ Und egal, wie oft mein Mann sagt, so könne man doch nicht argumentieren (weiß ich selbst), oder es mit einem milden Lächeln quittiert und sich seinen Teil denkt: Es ist manchmal meine Rettung; und ich verwende es nur, wenn ich überzeugt bin, dass mein Gespür in der Sache wirklich von Belang ist.

Bei Malcolm Gladwell, einem meiner Lieblingsautoren, hat dieses Phänomen sogar einen Namen: „The power of thinking without thinking.“

Über Menschentypen wie mich sagt er: „Did they know why they knew? Not at all. But they knew.“ Ich weiß, was ich weiß.

Hundehaufen

Zu diesem Thema ist genug gesagt. Mir fehlen ohnehin die Worte – besonders nach einem morgendlichen Gang zum Bäcker auf regennassen Gehwegen.

Brauchen wir Deutschen wirklich für jeden Pups eine Regel, damit das Zusammenleben funktioniert? Und noch dazu für jeden Hundepups? Und auch dann funktioniert die Regel nur, wenn überall jemand rumsteht und auf ihre Einhaltung achtet. Ich fass´ es nicht.

Einkaufen zum Abgewöhnen

Es gibt in unserer Familie einige, die sich das Einkaufen nicht leicht machen. Von vornherein ist wenig Lust vorhanden. Erschwerend kommt hinzu, dass eine sehr genaue Vorstellung des zu erwerbenden Objektes existiert. Die herrschende – oft sehr große – Auswahl an Produkten macht die Sache nicht leichter. Denn: Die ganz genau der Idee entsprechende Variante gibt es oft doch nicht.

Nehmen wir Schuhe. Braun sollen sie sein, braun und schlicht. Mit der Zeit hat sich eine bestimmte Vorstellung entwickelt, wie sie aussehen sollen: Braun, blaue Senkel, wenig Gedöns. Einen Nachmittag kann man damit zubringen, für einen guten Überblick Schuhe zu sichten – im Netz. Um die heimische Wirtschaft zu unterstützen, geht es in die Schuhläden der Stadt. Im dritten wird man fündig: Die ersten Schuhe hier sind braun, aber nicht im richtigen Ton. Die daneben haben den richtigen Ton und sogar Schnürsenkel in blau, das ist gut. Es sind jedoch zu viele Nähte an den Seiten vorhanden. Also doch die anderen braunen Schuhe, das vierte von sieben Paaren. Bei denen stimmt alles – bis auf die Schnürsenkel, die sind nämlich nicht blau. Aber da stehen ja noch die braunen Schuhe mit blauen Schnürsenkeln ohne zu viele Nähte an den Seiten. Die scheinen auf den ersten Blick perfekt. Auf den zweiten und im Tageslicht sind sie etwas zu rötlich. Ein weiteres Paar gibt es noch. Schönes Braun, blaue Senkel, wenig Schnick-Schnack. … Nur die Oberfläche ist so angerauht, nicht ganz glatt. Zu wenig schlicht.

Wenn man Glück hat, passt es am Ende doch.

Und dann braucht´s zu den braunen Schuhen noch einen passenden Gürtel…

Immer dasselbe und doch nicht gleich

Als ich schon ein paar Jahre den Führerschein hatte, sagte mein Vater mal anerkennend zu mir, ich sei jetzt so weit: ich könne mich in jedes Auto setzen und losfahren. Sein Stolz auf mich war hörbar, sein Lob hat mir gut getan. Weil mein Vater ein sehr guter Autofahrer war und noch immer ist.

Und es stimmt: Kannst du ein Auto fahren, kannst du alle Autos fahren. Es ist mehr oder weniger immer dasselbe. Der Schleifpunkt der Kupplung variiert von Gefährt zu Gefährt, die PS auch – aber sonst? Automatik-Schaltung? „Du musst einfach vergessen, dass du ein linkes Bein hast“, hat vor Jahren jemand zu mir gesagt, „das ist alles.“

Gestern habe ich gemerkt, dass ich mich nicht mehr in jedes Auto setzen und losfahren kann. Ein Freund lieh unser Auto, wir bekamen seins. Ich sage nur „Hybridauto“. Und Automatik – oder sind die alle mit Automatik heutzutage? „Komm, ich erklär´ dir den Wagen kurz“, hat er gesagt. Ohne die Einweisung hätte ich das Fahrzeug nicht einmal starten können! Oder ewig nach dem Lichtschalter gesucht. Oder mich gefragt, ob der Wagen überhaupt läuft – und wann nicht mehr. Man hört nix, höchstens das Radio. Das Fahren selbst ist keine Kunst. Aber: Vor dem Fahren kommt das Starten.