Corona – Nebeneffekte

Um die Kinder in dieser Zeit der erzwungenen Schulpause mit Struktur zu versorgen, verteile ich Aufgaben im Haus. Einen meiner großen Söhne bat ich heute Morgen, die Wäsche zusammenzulegen. Er konterte geschickt: „Mama, das Problem ist, dass ich das nicht kann.“ Kopfschüttelnd und lächelnd fragte ich: „Wann, denkst du, wäre ein guter Zeitpunkt, das zu lernen?“ Seine Antwort ließ mich verstummen: „Na – vielleicht ab morgen?“

Ob die nächsten Corona-Wochen in dieser Frage für erwähnenswerte Nebeneffekte sorgen werden, bleibt abzuwarten…

Richtig doof? Nicht so schlimm!

Noch immer ist meine Waschmaschine kaputt und ich kann keine Wäsche waschen. Ich vermisse die Beschäftigung mit zu reinigenden Kleidungsstücken nicht, sondern gestalte meine Zeit anders. Heute Nachmittag kommt ein Monteur und wird die Maschine ziemlich sicher wieder reparieren. Dann kann und muss ich wieder waschen. Noch ein paar Stunden genieße ich die freie Zeit, die durch eine – vorübergehend! – nicht funktionierende Waschmaschine entsteht.

Die Vorstellung eines Lebens ganz ohne Waschmaschine ist „richtig doof“; kurzzeitiges Nicht-Waschen-Können dagegen ist „nicht so schlimm“ – vielleicht sogar „ganz schön“.

Stau-Analyse

Kleidungsstücke werden durchs Tragen zu Wäsche. Das Waschen verwandelt Wäsche wieder in Kleidungsstücke. Die einen sind zum Anziehen geeignet, die andere nicht. Ich beschäftige mich im Wechsel mit Kleidung und Wäsche, unterstützt von meiner Waschmaschine und diversen Wäscheleinen. Für die nicht abreißende Zufuhr an verschmutzter Wäsche sorgen vor allem die fünf in unserem Haushalt lebenden Kinder. Die Folge – ein Wäsche-Kreislauf.

Wenn Kinder fehlen, geht der Kreislauf zunächst so weiter. Über Silvester sind zwei von ihnen auf einer Freizeit. Sie verabschiedeten sich herzlich von mir und hinterließen zwei Dinge: aufgeräumte Zimmer – erwünscht und super – und eine volle Wäschekiste – unerwünscht und nicht so super. Die Folge – ein Wäsche-Stau.

In der Ruhe einer temporär verkleinerten Familie wasche ich mich in gewohntem Tempo durch die Wäscheberge, ohne dass der Nachschub in gewohnter Weise gewährleistet ist. Dadurch werde ich in den nächsten Tagen kurzzeitig der Illusion erliegen, alle Kleidung sei sauber, trocken und wieder in den Schränken. Die Folge – eine Wasch-Pause.

Ein oder anderthalb Tage später werden die ausgeflogenen Kinder heimkehren – und mit ihnen (sehr viel, weil drei Tage gesammelt) neue Wäsche. Die Folge – ein Wäsche-Stau.

Der aus dem Rhythmus geratene Wäsche-Kreislauf braucht dann noch ein paar weitere Tage, bis er wieder in alter Stetigkeit funktioniert.

These: Nach einem ähnlichen Prinzip entstehen und verschwinden Staus auf der Autobahn, wobei das durch Reisende verursachte Verkehrsaufkommen ähnlich schwer vorhersehbar ist wie das durch reisende Kinder verursachte Wäsche-Aufkommen.

Kein Problem!

Zwei Kinder sind eine Woche im Zeltlager. Als sie wiederkommen, türmen sich die Wäscheberge. Auch die nicht getragenen Klamotten müssen gewaschen werden: Alles riecht entweder rauchig oder muffig. Obwohl ich es geahnt hatte, bin ich überwältigt von der Masse der Klamotten, die zwei Personen in einer Woche „verschmutzen“ können: Oh je!

Ich habe eine Waschmaschine, das Wetter ist ganz passabel. Eine Erinnerung an meine Oma kommt hoch: Sie hatte einen Waschkessel in einem Nebengebäude, mit Waschbrett. Ich verbiete mir jegliches „Oh je!“ und denke stattdessen: „Kein Problem!“

Nebenbei

In einem Gespräch sagte ich letztens zu meiner Nachbarin: „Die Wäsche, die mache ich so nebenbei.“ Noch vor einigen Monaten hatte mir jemand genau diesen Satz gesagt – und ich hatte gedacht: „Ich nicht. Wäsche nimmt viel Raum ein in meinem Leben, die erledige ich nicht nebenbei.“

Vor Monaten ging es mir körperlich, seelisch und geistig nicht gut. Alles war mir zu viel, auch die Wäsche. Nichts, was ich tat, erschien wie nebenbei: Alles war mir Last und Pflicht, meinem Tun fehlten die Freude und Leichtigkeit. Das ist derzeit glücklicherweise wieder anders; die Gründe dafür sind eine andere Geschichte.

Mein „… mache ich so nebenbei“ stimmt trotzdem nur teilweise. Es ist richtig, dass ich dasselbe Pensum (inklusive der Wäsche) wieder mit mehr Lockerheit und Schwung erledige. Es ist aber falsch, dass ich irgendetwas nebenbei tue, denn: Neben welchem zentralen Tun denn eigentlich? Mache ich den Einkauf ebenso nebenbei, das Kochen, das Putzen? Ist es dagegen zentraler, wenn ich mit den Kindern rede, Hausaufgaben kontrolliere, im Garten Fußball spiele, sie irgendwohin fahre?

Alles gehört zu meinen derzeitigen Lebens-Aufgaben. Manches mache ich lieber als anderes, nichts davon ist nebenbei. Für nebenbei ist in meinem Leben kein Platz.