Verschieden

„Das sind zwei verschiedene Sachen, über die wir reden“, sagt mein Mann. Wenn wir zum Beispiel streiten, vermische ich gern zwei Dinge: die Meinungsverschiedenheit selbst und unseren bisweilen sehr unterschiedlichen Umgang damit. Ich werde emotional; mein Mann dagegen bleibt (stur) bei der Sache – und bringt mich damit vollkommen unabsichtlich zusätzlich in Rage.

Einzige Lösung: Ich bemühe mich um mehr Sachlichkeit, mein Mann um mehr Empathie – im Eifer des Gefechts mit mäßigem Erfolg. Alte Muster sind schwer zu durchbrechen, aber wir arbeiten daran.

Geschmack

Ein Lied der Wise Guys verdeutlicht mir, wie verschieden begabt Menschen sind – und wie sehr wir einander brauchen: Nur der Bass, nur der Tenor, nur die erste Stimme, nur die zweite Stimme … jeder für sich klingt gut, aber ein bisschen blass. Alle zusammen sind ein Genuss!

Andersherum betrachtet: Eine Referentin auf einer Konferenz spricht mich überhaupt nicht an – im Gegenteil: Sowohl, was, aber besonders, wie sie es sagt, lassen mich unruhig auf meinem Stuhl hin und her rutschen. Am liebsten würde ich rausgehen, ich empfinde Fremdscham. Im Anschluss spreche ich mit Leuten, denen es komplett anders erging. Gerade die Art und Weise der Präsentation beeindruckte sie sehr.

Ich habe so etwas schon öfter erlebt – und doch erstaunt es mich immer wieder: Geschmäcker gehen weit auseinander. Was ich mag, stößt meinen Nachbarn ab; bin ich berührt, bleibt ein anderer emotionslos; wenn ich jedem Wort zustimmen könnte, widerspricht ein anderer vehement – oder auch umgekehrt.