Ich bringe ein Kind zum Startpunkt zur Klassenfahrt und will auf dem Rückweg mittelalten Gouda und Gelierzucker besorgen. Ich notiere mir beides, stecke den Zettel in meine Jackentasche – lasse diese dann aber wegen der Wärme zu Hause liegen. Im Supermarkt frage ich mich, wo mein Einkaufszettel ist und bleibe irritiert und ratlos stehen. Ich weiß zwar, dass ich zwei Dinge kaufen wollte, aber mir fällt weder das eine noch das andere ein. Unsicher streife ich durch die Gänge und schnappe mir eine Packung Mozzarella: wenigstens etwas, denke ich. Ein schwacher Trost, denn eigentlich möchte ich nicht ohne meine `Beute´ wieder abziehen: Spätestens zu Hause werde ich mich ärgern, dass ich noch einmal los muss. Währenddessen nähere ich mich der Käsetheke – in der gut sichtbar mittelalter Gouda liegt. Erleichterung macht sich breit; Stirn und Hirn entspannen sich, so dass mir zehn Sekunden später auch der Gelierzucker wieder einfällt: Gerade nochmal gut gegangen!
Vergesslich
Meine Eltern – beide über 80 – schreiben mir bedauernd, dass ihnen der Name eines alten Schulfreundes von mir nicht einfällt. Ich wundere, dass sie sich wundern, denn: Auch ich – erst knapp über 50 – vergesse manches: Da fiel mir doch letztens der Name eines meiner liebsten Autoren nicht ein. Dass ich lange nichts von ihm gelesen hatte und er mittlerweile verstorben ist: keine Entschuldigung.
Es ist mir auch schon passiert, dass ich nach dem Eintippen der E-Mail-Adresse nicht mehr wusste, was ich überhaupt schreiben wollte.
Und – der Klassiker: Ich gehe in den Keller und frage mich unten, was ich hochholen will.
Dass ich die Namen der Schulfreunde meiner Kinder irgendwann nicht mehr parat habe, ist meine geringste Sorge.