Tapetenwechsel

Ich fahre gern in den Urlaub: mal etwas anderes sehen, weniger Verpflichtungen haben und daraus folgend vor allem Entspannung. Mit jedem Urlaub ist das Einpacken verbunden; es geht schnell, ich erledige es am Tag vor der Abfahrt. Die dafür nötigen Dinge bereitzustellen – (eine Menge) saubere Wäsche, Lebensmittel und was wir sonst so brauchen, ist gleichermaßen nötig wie tagesfüllend und mühselig.

Ich fahre aus dem Urlaub sehr gern wieder nach Hause: das Vertraute genießen, eine klare Tagesstruktur haben und daraus folgend ein angenehmer Wechsel von Anspannung und Entspannung. Mit jedem Nach-Hause-Kommen ist das Auspacken verbunden; es geht schnell, ich erledige es sofort. Wieder einkaufen fahren und (eine Menge) benutzte Wäsche waschen ist gleichermaßen nötig wie tagesfüllend und mühselig.

Urlaub ist schön, zu Hause sein auch; der Übergang vom einen zum anderen strengt an – wie jeder echte Tapetenwechsel auch.

Urlaubsdinge

Für ein paar Tage beziehen wir ein Ferienhaus. Wir haben `nur das Nötigste´ dabei – es soll warm werden. Binnen kürzester Zeit liegen dennoch ÜBERALL Dinge herum, die uns gehören. Ich wundere mich, wie viel Zeug wir in unseren Koffern hatten und was sich sonst noch so ansammelt. Offensichtlich gilt das Gesetz der Unordnung (oder so): Sich selbst überlassene Systeme werden stabil durch eine gewisse Gleichverteilung aller vorhandenen Dinge. Zu Hause hat alles seinen Platz; dort halte ich Unordnung nicht gut aus und wirke so früh wie möglich dagegen. Im Urlaub dagegen greife ich nicht ein – für ein paar Tage. `Ich entspanne mich´ heißt dann auch, den Dingen (im wahrsten Sinne des Wortes) ihren Lauf zu lassen.

Wie im Urlaub

Ich fühle mich wie im Urlaub, obwohl wir nicht „im Urlaub sind“. Wir verbringen die Ferien zu Hause und unternehmen nichts Besonderes. Natürlich trägt die unterrichtsfreie Zeit der Kinder bei zu meinem Urlaubsgefühl, aber dessen eigentlicher Ursprung ist ein anderer: Drei unserer Kinder verbringen sechs Tage auf einer Fußball-Freizeit. Dadurch sind nur zwei Kinder anwesend – etwas mehr als in der deutschen Durchschnittsfamilie. Diese temporäre Verkleinerung fühlt sich für mich nicht an wie Durchschnitt, sondern eben wie Urlaub: Wir reden, essen und verschmutzen nicht so viel wie normalerweise, weshalb ich nicht so viel zuhöre, koche, wasche und putze wie normalerweise.

Vielleicht empfinden wir Abweichungen von der Norm immer als etwas Besonderes – es funktioniert allerdings nur in eine Richtung: Wann immer weitere Personen temporär bei uns einziehen, fühlt sich das nicht an „wie im Urlaub“ – jedenfalls nicht für mich.

Urlaub

Auf einer Fahrt in den Urlaub fragte unsere damals dreijährige Tochter: „Mama, wo wohnt eigentlich Urlaub?“ Mein: „Auf einem Bauernhof in Astrup“, stellte sie zufrieden. Danach `wohnte´ Urlaub mal am Meer, mal in den Bergen und fast immer in einem Ferienhaus. Dabei ist Urlaub weniger ein Ort als ein Zustand – die Frage ist nur, welcher.

Ist Urlaub die Abwesenheit von Arbeit oder eine Veränderung des normalen Alltags? Wohnt Urlaub manchmal zu Hause oder immer woanders; reicht eine Woche oder fängt er erst nach zwei Wochen an? Bedeutet Urlaub Sonne und Meer oder Wandern in den Bergen, Ruhe oder Aktion, kulturinteressiert durch die Lande ziehen oder neue Reize vermeiden?

Solange wir zu siebt in den Urlaub fahren, `wohnt´ Urlaub an den unterschiedlichsten Orten und ist alles mögliche – vor allem ein Kompromiss.