Besonders und umsonst

Wir gehen selten essen; es ist nicht normal, sondern etwas Besonderes für uns. Deshalb darf es dann auch etwas mehr kosten als zu Hause; schließlich bezahlt man den Service mit und dass man sich auch nicht ums Kochen kümmern muss. Kürzlich waren wir (aus besonderem Anlass) in einem mexikanischen Restaurant. Es schmeckte in Ordnung, aber eher normal als besonders. Entsprechend erstaunten mich die Preise – wie heutzutage überall: ganz schön teuer. Ab und zu ist das in Ordnung. Und doch denke ich wehmütig an unseren letzten Urlaub im Herbst. Wir waren in Süd-England in einem Airbnb; sehr gute Freunde von uns wohnen dort in der Nähe. Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen, gingen viel spazieren und besuchten sie oft in ihrem kleinen Häuschen. Fast jeden Abend wurden wir bekocht. Meine Freundin ist eine sehr gute Köchin, ohne viele Worte davon zu machen. Sie benutzt kaum Rezepte und zaubert wie beiläufig sehr besondere und ausgesprochen leckere Gerichte –für uns: alle umsonst!

Nicht umsonst

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?! Manchmal ist es eben nicht umsonst, wenn man eine Tätigkeit für etwas anderes unterbricht: Weil ich heute mein Laufen stoppte und zwei Erntehelfer ansprach, weiß ich jetzt (wieder), dass Kartoffelkraut eben nicht immer tot gespritzt wird. Man kann auch mit der Kartoffelernte warten, bis das Kraut von selbst welkt und trocknet. Nur wer früher roden und weniger Kraut auf dem Band haben will, greift zu Chemie.

Es ist auch selten umsonst, die eigene Geschäftigkeit für ein Gespräch oder eine Umarmung zu unterbrechen …

Umsonst

Der Reiher flog schneller weg, als ich mein Handy zücken konnte. Dabei hatte ich extra mein Laufen gestoppt, um ihn und den Storch zu fotografieren, die sich auf der Wiese beziehungsweise im Tümpel die Sonne aufs Gefieder scheinen ließen. Nur den Storch habe ich – fotografisch – knapp erwischt, den Reiher gar nicht. Mein Laufen habe ich umsonst unterbrochen.

Vor einigen Wochen war uns schon etwas ähnliches passiert: Auf einer unserer Probewanderungen schwiegen wir die ersten zwei Stunden. Währenddessen sahen wir ein Auto, das immer wieder dieselbe Strecke entlangfuhr – am Rand der Straße stand ein Mann mit einem Fotoapparat. „Wird das ein Werbespot?“, fragten wir uns – und in Rufnähe zum Fotografen auch ihn. Ein Achselzucken und das Wort „french“ waren die Antwort. Es hätte uns interessiert. Wir haben es nicht erfahren und unser Schweigen umsonst unterbrochen.

Alles mitnehmen zu wollen, ist selten eine gute Idee.