Im Sturm!

In der Bibel (zum Beispiel in Matthäus 8, 23ff) steht eine Geschichte, in der Jesus mit dem Boot unterwegs ist und ein Sturm aufzieht: „Er aber schlief.“ Die Jünger, die bei ihm sind, haben Todesangst und wecken ihn. Jesus fragt sie, warum sie so `furchtsam sind´, und bedroht den Wind und das Meer: „Da wurde es ganz stille.“

Diese Geschichte wird vor allem angeführt, wenn jemand sich angesichts von Schwierigkeiten verrückt macht und alles selbst regeln will. Jesus hatte in einem `gewaltigen Sturm´ die Ruhe weg, heißt es dann, er sollte uns ein Beispiel sein.

Einerseits beneiden wir Jesus um seine Fähigkeit, mitten im Sturm zu schlafen. Andererseits sind die meisten von uns auch stolze Macher – und bewusst angespannt: Wir geben nur schwer das Ruder aus der Hand, überlassen nur selten einem anderen die wichtigen Entscheidungen und lassen nur sehr zögerlich unsere Sicherheiten los. Stattdessen fällt es uns leichter, selbst etwas zu tun, nach unseren Vorstellungen einzugreifen und mit eigener Kraft etwas zu bewegen. Wir können uns eben nur schwer zurücklehnen und vertrauen, dass es auch ohne uns wunderbar läuft. Würden wir uns selbst weniger wichtig nehmen, wäre Schlaf eine wunderbare Alternative – sogar mitten im Sturm!

Auge im Sturm

Manche Zeiten fühlen sich an wie ein wildes Durcheinander: Alltägliche Aufgaben sind sowieso da, einige extra Termine hübschen das Ganze auf (Sportverletzungen oder schräg liegenden Weisheitszähne treiben uns zum Arzt), Geburtstage – schon wieder? Wenn dann noch einer TRAURIG wird oder besondere Begleitung benötigt, verliere ich manchmal den Überblick – und weiß morgens nicht, womit ich anfangen soll. Irgendwie geht es dann doch immer weiter, `schaffe´ ich alles; ich weiß das schon. Aber die Ruhe geht flöten, ich fühle mich getrieben und würde am liebsten die Zeiten der Besinnung streichen. Was ließe sich nicht alles erledigen, anstatt eine Stunde mit Jesus spazieren zu gehen und zu beten?

Luther sagt dagegen: „Heute habe ich viel zu tun, deswegen muss ich viel beten.“ Er wusste, dass die Zeit mit Gott wie das `Auge im Sturm´ ist – da ist es ganz still. Da finde ich die innere Ruhe, von der aus ich anders an meine Aufgaben heran gehe – sortierter, gelassener und motivierter. Und dann, noch einmal Luther: „Bete so, als würde jedes Arbeiten nichts nutzen, und arbeite so, als würde jedes Gebet nichts nutzen.“ Ein gutes Lebensprinzip.