Leichte Vorstellung, schwere Realität

Stille ist wie ein leerer Raum, nach dem wir uns sehnen, wenn wir beschäftigt sind in unserer lauten Welt. Wenn wir die Möglichkeit haben, zur Ruhe zu kommen, dauert das erst eine Weile – und wird dann schwierig: Wir sind es nicht gewohnt, allein zu sein und still. Dieser Zustand kann sich bedrohlich anfühlen, weil uns die Orientierung fehlt. Also beginnen wir, die Stille zu füllen mit etwas, woran wir uns halten und was wir kontrollieren können: Worte und Gedanken – und noch einiges mehr.

Es ist nicht leicht, still zu werden, und noch schwerer, still zu bleiben – jedenfalls für länger als eine Minute. Einfacher ist es, in unserer lauten Welt beschäftigt zu sein – und uns nach einem leeren Raum voller Stille zu sehnen.

Stille – schön und anstrengend

Du bist nicht verantwortlich für das, was in der Stille passiert; du bist dafür verantwortlich, dass es Stille gibt.“
Klaus Vorländer

Das ist ja genau das Problem. Stillezeiten einzubauen in unserem so bewegten Alltag, ist schwierig. Die Stille dann auch auszuhalten und nicht gleich wieder anzufüllen mit Gebet, Wunschzetteln, chaotischen Gedanken zu allem möglichen, dem Horchen auf die Umgebung, dem Ärgern über Äußerungen, die uns nicht passen… – noch schwieriger. Still sein, wirklich still sein.

Selbst Jesus ist weggegangen von den Jüngern, um allein zu sein. In den Bergen von Judäa war es sicherlich deutlich ruhiger als in der niedersächsischen Tiefebene, den bayrischen Bergen oder an der Mecklenburger Küste. Vor 2000 Jahren allemal. Aber das ist nur eine Ausrede: Die Gegend war vielleicht ruhiger, die Ablenkungen damals deutlich weniger zahlreich, aber die menschlichen Stimmen in einem selbst sicherlich ebenso unüberhörbar.

Für mich bleibt das ein Kampf – wirklich still zu werden. Gut dass ich nicht auch noch dafür verantwortlich bin, das und was darin passiert, entsteht, in Gang kommt.