Sportlich?

Ich unterhalte mich mit einer schwangeren jungen Frau. Sie ist im vierten oder fünften Monat; schon jetzt hänge sie viel rum, sagt sie. Ich schlage ihr vor, doch Rad zu fahren – denn bei mir war das bis direkt zur Geburt das Fortbewegungsmittel meiner Wahl. „Oh, nein“, antwortet sie, „so sportlich bin ich nicht.“ Ich bin sprachlos: Sportlich? Rad fahren? Du musst nicht sportlich sein, um Rad fahren zu können, würde ich ihr am liebsten sagen, aber ich weiß nicht, ob das besonders verständnisvoll wäre.

Ich wüsste gar nicht, was ich täte ohne mein Rad. Es ist mir wichtiger und ich verbringe mehr Zeit damit als mit und in unserem Auto. Ich hoffe, das bleibt auch dann so, wenn ich für wirklichen Sport nicht mehr sportlich genug bin.

Sportlich

Einer meiner Söhne ist von seinem Sportlehrer mal als `wunderbarer Sportler´ bezeichnet worden – völlig zurecht: Dieser Junge kann mit jedem Ball umgehen, ist leichtathletisch stark und hat eine gute Körperspannung; nur im Wasser fühlt er sich nicht so zu Hause. Ich fand diese Bemerkung ein schönes Lob; dachte aber, es hätte vor allem mit seinem väterlichen Erbe zu tun. Heute Morgen erinnerte ich mich an meine eigene Kindheit und Jugend: Eine wunderbare Sportlerin war ich nie, bin ich nicht und werde ich nie sein; aber außerhalb des Wassers war (und bin) auch ich universell sportlich. Wie schön, wenn man sich im eigenen Kind wieder erkennt und von diesem übertroffen wird!