Alles möglich

Als mein Vater mir Skat beibrachte, ließ er mich Fehler machen, ohne mich darauf hinzuweisen: Ich wähnte mich beispielsweise ein ganzes Spiel lang in dem Glauben, ich würde haushoch gewinnen würde – nur um am Ende festzustellen, dass ich vergessen hatte, zwei Karten in den Skat zu drücken. Oder aber er überließ mir – nach starkem Reizen – das Spiel, und lehrte mich dadurch sehr eindrücklich, was ein „Billigmacher“ im Skat ist. Trotzdem war fast von Anfang an alles möglich: selbst ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn und fährt einen Sieg ein.

Mein Vater spielt sehr gut Skat, zählt nebenbei mit und hat schon lange nicht mehr vergessen, zwei Karten zu drücken. Er scheint zudem einen Röntgenblick zu haben, welche Blätter seine Gegner auf der Hand haben, und rechnet schon mit meinem nächsten Zug, bevor ich selbst ihn kenne. Aber auch er ist vor „Billigmachern“ oder einfach nur schlechten Blättern nicht gefeit – nicht einmal vor der strategielosen Spielweise seiner Tochter. Das macht wohl den Reiz dieses Spiels aus: Du kannst dein Leben lang Skat spielen und immer besser werden – die Möglichkeiten der Kartenverteilung und der Spielzüge bleiben unzählbar. Es ist immer wieder alles möglich.