Das Wichtigste

An einem dieser Tage, an denen es mir `gerade nicht so gut´ geht:

Bei der Pfandflaschen-Rückgabe stockt es. Das passiert mir öfter; normalerweise hat hier niemand Zeit. Aber heute erklärt mir ein Mitarbeiter geduldig, dass der deutsche Automat die in Dänemark gekaufte Cola-Flasche nicht erkennt. Danach hilft er mir mit den Flaschen, die der Automat nicht akzeptiert, obwohl sie zum Sortiment gehören. 

Zu Hause schmettert mir der Älteste zum Abschied ein fröhliches „Bis später, hab dich lieb!“ entgegen.

Meine Nachbarn, aufmerksame Beobachter, laden mich spontan zu einem Sundowner ein – obwohl wir den letzten dieses Jahres schon vor vier Wochen getrunken haben. Als ich das kühle Wetter erwähne, überzeugen sie mich mit einem klaren: „Sundowner kann man auch drinnen genießen.“

Dietrich Bonhoeffer hat recht: „Schließlich sind eben die menschlichen Beziehungen doch einfach das Wichtigste im Leben …“ Freundliche Begegnungen streicheln die Seele.

Corona aus dem Fokus schubsen

Das Gebot der Stunde lautet: Abstand, Hygiene, zu Hause bleiben… Vom Fokus her klingt das nach: „Hauptsache, wir vermeiden die Ansteckung mit dem Corona-Virus – und möglichst den Kontakt zu allen und allem, was uns lieb und teuer ist“. Mir ist das zu einseitig – und zu negativ. Als gäbe es nichts, was wir sonst tun können. Dabei ist klar: Bewegung tut uns gut und Licht auch. Also raus mit uns – meinetwegen allein – und spazieren gehen, laufen oder Rad fahren. Gesünder zu essen, ist eine ebenso gute wie umsetzbare Idee. An Obst und Gemüse mangelt es nicht, und Zeit zum Kochen haben die meisten jetzt auch. Damit stärken wir unseren Körper und das Immunsystem; und vielleicht haben wir auch Spaß daran.

Denn vor allem die Seele braucht gute Nahrung: Zu viele Corona-Nachrichten ermüden, ängstigen, verunsichern uns und engen die Perspektive ein. Also hören wir anstelle der Nachrichten Gute-Laune-Musik, die uns beschwingt. Wer`s mag, singt unter der Dusche und tanzt im Wohnzimmer. Die Stilleren können mittels guter Bücher abtauchen in Corona-freie Geschichten – egal ob sie Krimis mögen, Biographien, Sachbücher oder Romane. Und wer mit offenen Sinnen unterwegs ist, findet mehr Schönes als Angst-Machendes: geschmackvolle Weihnachtsdeko in einem Vorgarten, die rote Morgensonne – und das Wissen, dass in einer Woche die Tage wieder länger werden, das Faszinierende an einer Formation Kraniche, ein Schwanenpärchen (mit ihren leicht quietschenden Fluggeräuschen) oder das wohlige Gefühl, aus dem Nieselregen in ein warmes Haus zu kommen. Wem all das nicht reicht: Freundliche Worte wirken Wunder – nicht nur, wenn man sie hört, sondern auch wenn man sie ausspricht …