Schwer (oder leicht?) zu beschenken

Mein Mann macht sich nichts aus Geschenken und noch weniger aus Überraschungen. Das ist schade, denn ich schenke gern. Allerdings hoffe ich dann auch auf eine begeisterte Reaktion – die man nicht bieten kann, wenn man sich aus Geschenken nichts macht. Nach anfänglicher Enttäuschung kann ich inzwischen gut damit leben, dass meine super Geschenke nicht immer Jubelrufe auslösen. Zu Weihnachten schenken wir uns einvernehmlich nichts; nur zum Geburtstag kann ich es (noch) nicht lassen, obwohl ich Ideen für meinen Mann nicht aus dem Ärmel schüttele: Er bleibt schwer zu beschenken – das weiß jeder, der ihn kennt.

Ich dagegen freue mich immer sehr über Geschenke – und halte mich für leicht zu beschenken. Bücher (gehen immer), selbst gebackene Kekse, Ringelsocken, ein Kino-Besuch, ein Dietrich Bonhoeffer-Kalender oder auch ein gemeinsamer Wanderurlaub: Ich freue mich über die verschiedensten Dinge und am meisten über das Beschenktwerden an sich. Außerdem habe ich Wünsche und scheue mich nicht, diese – auf Nachfrage – ehrlich zu äußern.

Die Kinder müssen uns nichts schenken, tun es aber gern. Meist schreiben sie uns wunderbare Briefe und binden eine „Kleinigkeit“ an. Bisher fiel ihnen das bei Mama leichter als bei Papa. Nicht so dieses Jahr, denn – mein Mann hatte einen konkreten Wunsch, ich nicht. Also hörte ich am Heiligabend den Satz: „Mama, du warst dieses Jahr echt schwer zu beschenken.“ Ich? Schwer zu beschenken? Kann nicht sein, dachte ich. (Aber ich dachte auch: Sie haben recht, ich weiß selbst nicht, was ich mir schenken sollte.) Laufsocken sind es geworden – wie wunderbar! Es gibt wohl kaum etwas, was dermaßen praktisch und gleichzeitig besonders für mich ist. Und das Beste: Da ich sie sehr regelmäßig benutzen werde, kann ich nächstes Jahr neue gebrauchen. Ab sofort bin ich noch leichter zu beschenken!

Schenken ist freiwillig

Geschenke sind kostenlos, umsonst, gratis – zumindest für den Beschenkten. Ein Geschenk erfordert keine Gegenleistung – oder?

Ich frage mich: Warum schenke ich? Will ich Freude für den anderen oder Dank für mich? Klar – man kann das eine nicht wirklich vom anderen trennen. Beides gehört zusammen, die Freude und der Dank. (Zumindest in unserer Kultur und in unseren erlernten Strukturen.) Trotzdem: Was ist mein Ziel?

Wenn ich ein Geschenk bekomme, freue und bedanke ich mich. In dem Fall wird Schenken zum Tauschgeschäft: Du schenkst, ich sage „Danke!“ – oder andersherum.

Wenn ich schenke, möchte ich keine Gegenleistung erwarten. Ich möchte schenken, um jemandem eine Freude zu machen. Das ist mein erstes Ziel. Gelingt es, freue ich mich. Alles weitere ist Zugabe: Wenn ich ein Dankeschön zurück bekomme, ist das toll.

Schenken ist freiwillig.