In einer Tageszeitung, die ich digital abonniert habe, lese ich einen Artikel über die Ostwestfalen. Mein Mann weist mich darauf hin: Er ist selbst einer, genau wie der Autor. Sie gälten wahlweise als stur oder spröde, steht da, mundfaul oder schüchtern, engstirnig oder langweilig, aber eigentlich seien sie doch ganz nett – still halt. Von Geradlinigkeit und Bodenständigkeit ist die Rede, ebenso von ostwestfälischer Schaffenskraft und Zurückhaltung. „Die Selbstdarstellung ist nicht sein Ding“, lese ich. Und dass die Deutschen auf Vieles verzichten müssten ohne den Erfindergeist und den Fleiß dieses Völkchens in der Provinz zwischen Hannover und Dortmund. Stolz auf seine Erfolge empfinde der Ostwestfale durchaus, teile ihn aber lieber in der Familie als mit der breiten Öffentlichkeit. Und zu guter Letzt: „Neuerungen werden durchweg mit einer gewissen Skepsis betrachtet … Mehr Begeisterung wäre Übermut – und der tut ja bekanntermaßen selten gut. Vielleicht bräuchte Deutschland einfach mehr Ostwestfalen?“
Der Artikel ist wertschätzend und humorvoll geschrieben; in sehr vielen Bemerkungen erkenne ich meinen Mann wieder und seine erweiterte Sippe. So geballt bringt mich die liebevolle Aufzählung ostwestfälischer Eigenarten mehrmals zum Schmunzeln. Am Ende bin ich neu dankbar, dass ich bei der Wahl meines Ehemannes gerade an diesen geraten bin – wundere mich aber nicht: Ich hatte eben schon damals das richtige Gespür für verborgene Schätze.