Im Schatten

Da wird ein Schwede, mal wieder, erst Olympiasieger im Stabhochsprung und verbessert dann seinen eigenen Weltrekord auf die beachtliche, wahnwitzige, fast unvorstellbare Höhe von 6,25m. Der Zweitplatzierte freut sich über 5,95m – ebenfalls sehr hoch, aber eben doch deutlich darunter. Und ich denke an die vielen Sportler, die irgendwie im Schatten anderer stehen.

Solange Manuel Neuer zwischen den deutschen Fußballpfosten hin und her springt, bleibt für Sven Ulreich (beim FC Bayern) und Marc-André ter Stegen (in der Nationalmannschaft) eben oft nur die Bank.
Und so sehr sie bewundert und geschätzt wird: So manche junge Frau wünschte sich vielleicht, nicht gerade zur selben Zeit wie Simone Biles nach Turn-Sternen greifen zu wollen …

Und das sind nur die, die es bis nach ganz oben schaffen. Wie viele großartige Sportler müssen sich mit dem Schattenplatz des Ewig-Zweiten zufriedengeben oder die (Ersatz-)Bank drücken? Der Unterschied zwischen Ruhm und Ehre auf der einen Seite und dem zweifelhaften Glanz des Vizes liegt wahrscheinlich selten an einem `nicht gut genug´. Manchmal ist es einfach nur unverschuldetes schlechtes Timing, das einem den Weg in die Sonne des Erfolgs versperrt.

Über den Schatten springen

Ich kann nicht über meinen eigenen Schatten springen. Wenn er auch noch so kurz ist, ich komme nicht drüber. Trotzdem ist die Aussage erstmal positiv belegt – als wäre es schaffbar, ein erstrebenswertes Ziel und würde am Ende belohnt: Wer über seinen Schatten springt, entschuldigt sich zuerst, geht in den Keller eine Gurke holen, obwohl er nicht dran ist, oder gibt eigenes Unvermögen in Gänze zu. Ist man – metaphorisch gesprochen – gesprungen, erwirbt man neues Wissen, einen Freund und vielleicht sogar Respekt für den Mut. Oft jedenfalls.

Manchmal bringt Schattenspringen von all dem nichts. In Computerfragen weiß ich so wenig, dass eine Frage mir nicht neue Erkenntnisse beschert, sondern dem Öffnen der Büchse der Pandora gleichkommt. Plus: Meine Unfähigkeit in Sachen Technik bewirkt bei den „Experten“ um mich herum ein Kopfschütteln. Menschen, die vorher keine Ahnung von den Ausmaßen meiner Ahnungslosigkeit hatten, müssen ihr Bild von mir neu malen – inklusive meines Unwissens, das vorher (verborgen) im Schatten lag.