Sportlich?

Ich unterhalte mich mit einer schwangeren jungen Frau. Sie ist im vierten oder fünften Monat; schon jetzt hänge sie viel rum, sagt sie. Ich schlage ihr vor, doch Rad zu fahren – denn bei mir war das bis direkt zur Geburt das Fortbewegungsmittel meiner Wahl. „Oh, nein“, antwortet sie, „so sportlich bin ich nicht.“ Ich bin sprachlos: Sportlich? Rad fahren? Du musst nicht sportlich sein, um Rad fahren zu können, würde ich ihr am liebsten sagen, aber ich weiß nicht, ob das besonders verständnisvoll wäre.

Ich wüsste gar nicht, was ich täte ohne mein Rad. Es ist mir wichtiger und ich verbringe mehr Zeit damit als mit und in unserem Auto. Ich hoffe, das bleibt auch dann so, wenn ich für wirklichen Sport nicht mehr sportlich genug bin.

Noch unterwegs oder schon da?

Ich lebe in einer Kleinstadt, in der ich viel mit dem Rad erledigen kann. Das Auto benutze ich nur selten. Die Fahrradstrecken unterscheiden sich von den Wegen, die ich mit dem Auto benutzen würde – und sind nicht immer kürzer, aber immer abwechslungsreicher und schöner. Meist dauert es länger als mit dem Auto; meist macht es mir nichts aus, noch unterwegs zu sein.

Zur Zeit wird an diversen Kreuzungen gebaut. Das bringt Staus mit sich, die teilweise den Verkehr der halben Stadt verlangsamen. Nicht schön. Also meide ich das Auto noch stärker als ohnehin schon – und freue mich, dass das geht: Heute bog ich mit dem Rad von einer zugestauten Straße ab in einen längeren Weg am Fluss entlang und befand mich binnen weniger Sekunden mitten im Grünen. Eben noch hatten mir die Autofahrer leid getan, die sich langsam voran quälten und den Eindruck hinterließen: noch nicht da. Nun aber sah ich entspannt dahin radelnde Leute, dazu Kanufahrer, Freizeit-Schwimmer und einen Mann, der interessiert eine grasende Mutterkuhherde beobachtete. Alle waren irgendwie gleichzeitig noch unterwegs und schon da.