Pubertät? Vollkommen überschätzt!

Vor allem unsere vier älteren Kinder sind dicht hintereinander geboren, so dass Menschen in unserem Umfeld vor Jahren schon Mitleid mit uns hatten: „Ihr Armen! Ihr habt irgendwann mal zwei, drei oder vier Kinder gleichzeitig in der Pubertät.“ Es klang ein bisschen nach: „Zieht euch warm an.“

Auch in Zeitschriften und Büchern ist Pubertät ein beliebtes Thema: was für eine schwierige Phase das ist; Kinder die wochenlang ihr Zimmer nicht verlassen, sich nicht abmelden, respektlos mit ihren Eltern reden, ihre Stimmungsschwankungen rücksichtslos ausleben … Auf der anderen Seite stehen die Eltern: Sie halten aus und ertragen und genießen die wenigen Momente, in denen sie – dem vielleicht kränkelnden Teenager – Tee kochen können. All das hörte sich an, als müssten (und würden) Eltern kapitulieren vor der Urgewalt der Pubertät.

Seit unsere Kinder so alt waren (und sind), frage ich mich, ob übertrieben ist, was ich lese, und ob die Bedenken anderer Eltern auf realen Erfahrungen beruhen. Auch in den Gehirnen unserer Kinder wurde und wird einiges umsortiert. Aus `vor allem Sohn bzw. Tochter´ wird `vor allem Freund unter Freunden´. Sie müssen sich von uns abgrenzen und wollen erwachsen sein; entsprechend ändert sich das gewohnte Miteinander zu Hause. Das ist alles in Ordnung. Aber für Respektlosigkeit war und ist kein Platz bei uns – in beide Richtungen. Nicht nur Eltern, auch Heranwachsende müssen sich manchmal zusammenreißen und (wenn nötig) entschuldigen. Inzwischen denke ich immer wieder: Was für tolle Kinder wir haben; wie schön, dass sie sich selbstbewusst ihren eigenen Weg suchen! Sie waren oder sind pubertär und das ist manchmal anstrengend – aber mit fünf Kleinkindern wäre ich momentan vollkommen überfordert.