Ich fühle mich ohnmächtig – in Bezug auf alles Mögliche: Ich kann nichts gegen die Depression einer Freundin tun oder meinem Sohn das Lernen abnehmen; ich kann die Ehe eines alten Freundes nicht retten und schon gar nicht die Krebsdiagnose meines Bekannten verhindern. Ich kann nicht in die politischen Entscheidungen unserer Regierung eingreifen oder den Krieg in der Ukraine beenden – und den Bürgerkrieg in Syrien auch nicht. Das ist für mich manchmal schwer auszuhalten.
Ich kann also eine ganze Menge nicht; vielleicht kann ich sogar nichts? GEGEN meine Ohnmacht und FÜR all die Anliegen kann ich nur eins tun: beten! Was dann passiert, liegt noch immer nicht in meiner Hand. Aber ich fühle mich nicht mehr ohnmächtig – weil ich weiß, dass ein anderer sich kümmert um all das, was mich bekümmert. Gott hat die Letztverantwortung, ist souverän und allmächtig; meine Anliegen sind bei ihm gut aufgehoben. Das ist für mich leichter auszuhalten. Paul Gerhardt (1607 – 1676) wusste das auch:
„Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Dem Herren musst du trauen, wenn dir´s soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.
Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht,
lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente, der alles führen soll,
Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.
Ihn, ihn lass tun und walten, er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat,
das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.“