Ich soll einen Text korrigieren, möglichst schnell. Mit dem behandelten Thema kenne ich mich nicht aus und interessiere mich nur bedingt dafür. Daher muss ich mich erst `hineindenken´ in die Materie; es dauert, bis ich mit dem eigentlichen Korrigieren beginnen kann. Am Ende scheint mein zeitlicher Aufwand in keinem guten Verhältnis zu stehen dazu, wie viel ich tatsächlich kürze, umformuliere und glätte. Dennoch ist der Tenor des Textes anschließend ein anderer. Wir sind beide zufrieden, mein `Auftraggeber´ und ich. `Nebenbei´ staune ich mal wieder, wie gern ich an und mit Texten arbeite.
Die Welt retten
Es gibt Menschen, die heute auf die Straße gehen und für den Klimaschutz demonstrieren. Das ist in Ordnung. Einige von ihnen – nicht nur Greta – tun das sehr intensiv, sozusagen hauptberuflich. Sie haben eine Menge zu tun und führen ein anstrengendes Leben. Demonstrationen müssen organisiert, Reden geschrieben und gehalten, Treffen vereinbart und besucht werden.
Ich lebe normal. Auf meine Art und in den Augen meiner Kinder betreibe ich auch Klimaschutz: Ich fahre meist mit dem Rad, koche alles selbst, benutze wiederverwendbare Beutel, konsumiere sehr dosiert, beziehe meine Lebensmittel regional und der Jahreszeit entsprechend etc. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich nebenbei versuchen, die Welt zu retten. Seit mindestens zwei Jahrzehnten – einen großen Teil davon unbewusst. Ehrlich gesagt: Das ist mindestens ebenso anstrengend wie hauptberuflich Menschen für den Klimaschutz zu mobilisieren.
Nebenbei
In einem Gespräch sagte ich letztens zu meiner Nachbarin: „Die Wäsche, die mache ich so nebenbei.“ Noch vor einigen Monaten hatte mir jemand genau diesen Satz gesagt – und ich hatte gedacht: „Ich nicht. Wäsche nimmt viel Raum ein in meinem Leben, die erledige ich nicht nebenbei.“
Vor Monaten ging es mir körperlich, seelisch und geistig nicht gut. Alles war mir zu viel, auch die Wäsche. Nichts, was ich tat, erschien wie nebenbei: Alles war mir Last und Pflicht, meinem Tun fehlten die Freude und Leichtigkeit. Das ist derzeit glücklicherweise wieder anders; die Gründe dafür sind eine andere Geschichte.
Mein „… mache ich so nebenbei“ stimmt trotzdem nur teilweise. Es ist richtig, dass ich dasselbe Pensum (inklusive der Wäsche) wieder mit mehr Lockerheit und Schwung erledige. Es ist aber falsch, dass ich irgendetwas nebenbei tue, denn: Neben welchem zentralen Tun denn eigentlich? Mache ich den Einkauf ebenso nebenbei, das Kochen, das Putzen? Ist es dagegen zentraler, wenn ich mit den Kindern rede, Hausaufgaben kontrolliere, im Garten Fußball spiele, sie irgendwohin fahre?
Alles gehört zu meinen derzeitigen Lebens-Aufgaben. Manches mache ich lieber als anderes, nichts davon ist nebenbei. Für nebenbei ist in meinem Leben kein Platz.