Menschenfurcht

Hinsichtlich meiner Macken ehrlich zu sein fällt mir nicht so schwer. Dass ich leicht zu verunsichern bin, manchmal schrecklich kritisch und beurteilend – all das darf der eine oder andere wissen. Denn ich denke, dass es anderen Menschen auch so geht – und sie mich verstehen.

Schlimmer ist, dass ich in einigen dieser Bereiche nicht weiter zu kommen scheine: Obwohl ich mich selbst bemühe und auch dafür bete, dass Gott mich verändert, wird mir von meinen Nächsten gespiegelt, dass sich (noch) nicht viel gebessert hat. Es ist höchst bedauerlich, aber ich kann die hässlichen Seiten meiner Persönlichkeit nicht einfach so ablegen. Da bin noch nicht so weit, wie ich es gern wäre.

Aber auch das könnte ich zugeben, denn ich glaube, dass andere Menschen ebenfalls lange oder immer wieder gegen ihre schlechten Gewohnheiten kämpfen – und mich verstehen. Was mich dennoch davon abhält, anderen gegenüber ganz ehrlich zu sein, ist die Tatsache, dass ich das (vielleicht im Stillen gefällte) Urteil meiner Mitmenschen fürchte – obwohl sie mich verstehen.

Ich möchte nicht – insgeheim oder ganz offensichtlich – aufgrund meiner verborgenen Macken abgelehnt werden. Mich davon unabhängig zu machen, wie andere mit dem Wissen um meine Schattenseiten umgehen, darin bin ich noch nicht so weit, wie ich es gern wäre.

Das nennt man wohl Menschenfurcht.