Medienkompetenz

Was Schule alles leisten soll: Schüler sollen lesen, schreiben und rechnen lernen, Grundwissen in den Natur- und Geisteswissenschaften erwerben und in mehreren Fremdsprachen ausgebildet werden. Seit einigen Jahren steht auch die sogenannte `Medienkompetenz´ hoch im Kurs: Gern wird diese angeführt, um Kinder möglichst früh mit digitalen Hilfsmitteln auszustatten. Schließlich lässt sich eine gewisse Kompetenz im Umgang mit Medien am besten vermitteln, wenn man diese so früh wie möglich benutzt – dann eben gern auch in der Schule. Heißt es jedenfalls.

Solcherart theoretische Überlegungen können nur von Menschen verfasst sein, die nicht wissen, wie Schule läuft, oder Kinder für kleine, besonnene Erwachsene halten.

Kompetenz im Umgang mit digitalen Medien hat nur ganz wenig mit Übung, aber ganz viel mit innerer Stärke zu tun. Und die wird vor allem im Elternhaus vermittelt – oder aber auf jeden Fall durch persönliche Beziehungen. In der Schule geht es in erster Linie um Wissensvermittlung. Dabei können Ipads oder ähnliche Hilfsmittel zwar einen Mehrwert leisten – aber das ist kein Automatismus. Denn digitale Geräte gewährleisten auch ein hohes Maß an Ablenkung. Weder Lehrer noch Eltern können diese überblicken oder gar begrenzen, wenn man den Kindern die Ipads erstmal in die Schultasche gelegt hat. Daher: je später desto besser. Aber das ist nur meine persönliche Meinung, die die offiziell zuständigen Verantwortlichen wahrscheinlich nicht teilen. Sie trauen der Schule in Sachen Medienkompetenz und `Lernerfolg via Ipad´ deutlich mehr zu. 

Der Umgang mit digitalen Medien bestimmt schon jetzt das Freizeitverhalten vieler Schüler. In der Schule mehr auf analoge Hilfsmittel zu setzen, könnte eine super Idee sein: Wenn Kinder merken, dass sich durch analoge Medien auch ganz viel machen, lernen und entdecken lässt, kommt Medienkompetenz ganz von allein. Und wenn ich zum Ziel hätte, dass die Schüler möglichst viel lernen, würde ich es erstmal mit kleineren Klassen versuchen …

Medienkompetenz

Es heißt oft, dass man Medienkompetenz von Kindern dadurch fördern kann, wenn man sie möglichst früh an Medien (und hier sind nicht Bücher gemeint!) heranführt. Gemeinhin wird das als Begründung dafür herangezogen, dass man Fünfjährige mit einer Wii-Station spielen lässt, mit dem Eintritt in die Grundschule einen Nintendo für das Kind kauft, Siebenjährigen eine Playstation zur Verfügung stellt und Neunjährigen ein Smartphone in die Hand drückt, weil sie bald in die weiterführende Schule wechseln. Das Kind selbst steht dabei weniger im Vordergrund der Überlegungen, sondern vorrangig das Alter entscheidet über Haben oder Nicht-Haben.

Unsere Kinder hatten von all dem nichts; der Älteste durfte sich mit gut 15 sein erstes eigenes Smartphone (selber) kaufen und hatte mich nach zwei Tagen mit dem mobilen Handgerät locker rechts überholt, was die Medienkompetenz angeht. Ob unsere Zurückhaltung sich auch dahingehend auswirkt, dass er vernünftiger damit umgeht, als er es bei einem früheren Einstieg in die Handy-Welt getan hätte, bleibt sicher abzuwarten. ABER: Geschadet hat ihm der Verzicht nicht. Medienkompetenz ist ihm offenbar nicht verloren gegangen. (Und ja, seine Beziehungen sind nicht den Bach runtergegangen – weder die zu uns noch die zu seinen Freunden.)

Ich wünschte mir, dass in der Hinsicht ebenso viel Wunsch nach individueller Entscheidung eine Rolle spielen würde wie in vielen anderen Bereichen auch: Wie ernähre ich MEIN Kind, was darf MEIN Kind, wie sieht die Schule/beachten die Lehrer MEIN Kind. Erziehung ist absolut Privatsache; für Mediennutzung gibt es einen gesellschaftlichen Standard, dem man sich nur schwer entziehen kann, ohne als total altmodisch zu gelten beziehungsweise wie ein Spaßverderber.