Der Mond ist aufgegangen

Eine Bekannte von mir stellt Schülern ein Rätsel. Für sie unerwartet kennt keiner der jungen Menschen den Entertainer Günther Jauch. „Die sind doch gar nicht so viel jünger als ich“, wundert sie sich. Mich überrascht diese Bildungslücke nicht – schließlich wandelt sich das Unterhaltungsangebot in einem rasanten Tempo und sind Stars von heute schon morgen buchstäblich wieder vorgestrig. Die Medien- und Erfahrungswelten der Generationen überlappen immer weniger.

In meiner Jugend, trafen sich Großeltern, Eltern und Kinder zum gemeinsamen Fernsehabend: Alle kannten oder wussten von Serien wie Denver Clan, Dallas oder Magnum beziehungsweise Samstagabend-Shows wie Einer wird gewinnen mit Hans-Joachim Kulenkampff, Dalli Dalli von Hans Rosenthal, Wetten, dass …? unter wechselnder Moderation … und eben auch Günther Jauchs Wer wird Millionär?

Heutzutage schauen Eltern mit ihren Sprösslingen gemeinsam Kinderfilme, bis die Kleinen alt genug sind, allein vor dem Bildschirm zu sitzen. Von da an interessieren diese sich für ständig neue Videos oder Serien, die in unfassbarer Geschwindigkeit am Medienhimmel auftauchen. Viele von ihnen sind für den Geschmack der Eltern zu hektisch, zu lang und zu laut (und irgendwie alle gleich). Ebenso schnell wandelt sich die Musik, die man so hört. Selbst jahrhundertealte Volks- und Kirchenlieder verschwinden innerhalb einer einzigen Generation unaufhaltsam und vielleicht unwiderruflich.

Ich beobachte diese Entwicklung ein wenig wie von der Seitenlinie – und finde sie in manchen Fällen sehr bedauerlich. Natürlich muss man Günther Jauch und Kollegen nicht kennen, um gut durchs Leben zu kommen. Um `Der Mond ist aufgegangen´ tut es mir erheblich mehr leid …