(Neben-)Effekte

Einer unserer Minister verkündete kürzlich, die Maske biete einen effektiven Schutz, `tue nicht weh´ und daher solle man sie bitte weitertragen. Wer sich verantwortungsvoll und solidarisch verhalte, werde das – freiwillig – auch tun. Abgesehen davon, dass sich das für mich nicht sehr freiwillig anhört, frage ich mich, ob er selbst wirklich glaubt, was er sagt.

Für mich ist die Maske mehr, viel mehr als `nur ein Stück Stoff´: Sie verdeckt einen großen Teil des Gesichtes – und erschwert es, über Gestik und Mimik miteinander in Kontakt zu treten. Worte verschluckt sie soweit, dass Verständnisprobleme entstehen – nicht nur, wenn man schwerhörig ist: Das Erlernen der Mutter- oder einer Fremdsprache wird durch die Maske nachgewiesenermaßen zwar nicht ver-, aber doch be-hindert. Natürlich schütze ich mich durch die Maske vor Infekten – allerdings auch vor solchen, die mein Immunsystem stimulieren und mich langfristig stärken würden. Dazu kommen die Nebeneffekte psychologischer Natur: Maskenträger sind keineswegs gefeit davor, sich anzustecken oder Infekte weiterzugeben. Aber sie wähnen sich sicher; in Verbindung mit anlasslosen Massentests verlieren Menschen das Gespür für ihr eigenes Befinden: Ist der Test negativ UND trage ich eine Maske, bin ich sozialverträglich. Ohne Maske mache ich mich verdächtig, bleibe außen vor oder habe (hoffentlich?) ein schlechtes Gewissen. Wenn sich das nicht spaltend auf eine Gesellschaft auswirkt, weiß ich nicht, was sonst. Mir bereiten all diese Nebeneffekte Sorgen – sie tun mir in der Seele weh.

Ehrlich gesagt

„Trägst du die schon seit Weihnachten?“, fragt mich eine Bekannte, als sie meine Gesichtsmaske mit Weihnachtsmotiven sieht – und schaut mich leicht verwundert (vielleicht auch entsetzt) an. Ich kann sie beruhigen: Seit Weihnachten trage ich sie nicht; erst seit Februar oder März ist es eine von den vielen Masken, die ich parallel in Gebrauch habe. Ihr Gesichtsausdruck bleibt verhalten. Dass sie mir ja ohnehin nicht die Hand geben oder mir näher kommen darf, scheint ihr in meinem Fall ganz recht zu sein …

Als ob sich einer im täglichen Gebrauch an die Hygienevorschriften hält, mit denen wir vor einem Jahr ins Maskentragen eingewiesen wurden. ICH jedenfalls benutze die Masken, die ich mir vor das Gesicht schnalle, NICHT korrekt: In jeder Jackentasche und in der Handtasche steckt eine von diesen Dingern – zu oft würde ich sie sonst vergessen.

Dementsprechend fasse ich die Maske auch nicht immer mit spitzen (oder gar frisch gewaschenen) Fingern und nur an den Ohrgummis an, transportiere sie nicht in sterilen Plastiktüten und wechsele sie mit großer Sicherheit seltener als vorgeschrieben. Ich tue das nicht, weil ich irgendwie protestieren möchte – das würde ja auch keiner merken. Ehrlich gesagt sind meine Beweggründe praktikabler Natur: Wenn ich Maske tragen muss, mache ich es so, wie es für mich am besten funktioniert, das ist alles.