Mähdrescher-Amüsement

Ich sehe meinen ersten Mähdrescher in diesem Sommer; es staubt und riecht typisch nach trockenem Getreide. Gibt es eigentlich Bauern mit Heuschnupfen?, frage ich mich. Sofort denke ich an mein Arbeitsjahr nach dem Abitur: Im zweiten Sommer saß ich selbst auf dem Mähdrescher und half bei der Getreide-Ernte – manchmal, bis es schon dunkel war. In den Fahrerhäusern staubte es nicht viel weniger als draußen; außerdem sind Mähdrescher sehr laut. Nach diesen langen Tagen waren wir verschwitzt, dreckig und k.o. Trotzdem sprangen wir nicht direkt unter die Dusche, sondern meist erst in einen Kiesteich: erfrischen, abspülen und den Arbeitstag ausklingen lassen. Bei jungen Leute ist auch nach viel Pflicht noch genügend Energie für Amüsement vorhanden. Über einige Wochen ging das so; Regentage waren als Pause zwar willkommen – aber wegen des dreschreifen Getreides dann doch wieder nicht. Es ist befriedigender, die Ernte einzubringen, als zu sehen, wie ein heftiges Sommergewitter sie ruiniert.

Fast hätte ich Lust, noch einmal auf einen Mähdrescher zu steigen; ich könnte das schnell wieder lernen, schätze ich. Allerdings wäre ich wahrscheinlich nicht mehr für den Kiesteich zu haben: Nach viel Pflicht lockt mich heute weniger das Amüsement und dafür mehr das Bett.