Schule = Schüler + Lehrer

In der Schule unserer Kinder wird immer mehr mit digitalen Medien gearbeitet: Whiteboards, Touch-Screens, Videos via iPad einspielen etc. Manche Lehrer sind sehr versiert, andere kämpfen mit der Technik: Die Lautstärke stimmt nicht oder private Verläufe des iPad erscheinen – für alle deutlich sichtbar – auf dem Klassen-Bildschirm und ähnliches … Diese und andere Schwierigkeiten sorgen regelmäßig für Belustigung: In jeder Stunde gibt es Grund für halbwegs unterdrücktes Gelächter (und heimliches Mitleid mit der Lehrkraft). Besonders schwierig scheint es zu sein, die Pause-Funktion zu aktivieren: „Die meisten Lehrer sind einfach zu ungeduldig und wollen sich zum Teil nur ungern helfen lassen“, resümieren die Kinder, nachdem wir gemeinsam gelacht haben über die neuen digitalen Stolperstricke im Klassenzimmer.

Kurzfristig kostet die Digitalisierung jedenfalls eine Menge Unterrichtszeit; langfristig wird es sicherlich Studien geben über den pädagogischen Mehrwert, der sich durch den Einsatz von iPad und Co. erzielen lässt. Ich schätze, der Lernerfolg bleibt weiter total von Lehrern und Schülern abhängig: Wie gut der Unterricht ist, korreliert auch in Zukunft nicht mit der digitalen Kompetenz der Beteiligten. Auf der Schüler-Seite braucht es Motivation, sich anzustrengen und zu konzentrieren, und beim Lehrer die Fähigkeit, junge Menschen für ein Thema zu begeistern und Inhalte verständlich zu vermitteln. 

Gute Lehrer

Gute Lehrer können einerseits Wissen vermitteln, also den Ton angeben, und andererseits zum Selber-Lernen motivieren: die Schüler machen lassen. Es ist schwer und die hohe Kunst, das richtige Maß zu finden. Nicht jeder Lehrer ist ein guter Lehrer, aber es gibt sie (ich hatte einige). Sie brauchen Autorität, Liebe und Vertrauen gegenüber ihren Schülern – und benötigen von Eltern und der Gesellschaft breite Unterstützung. Was dagegen nicht hilft, ist, wenn wir:

über Lehrer meckern – und dadurch ihre Autorität untergraben,
sie durch zu viel Verwaltungsarbeit unter (Zeit-)Druck setzen,
Lehrer mit viel zu großen Klassen allein lassen – und erwarten, dass sie langsam denkende Schüler ebenso erfolgreich beschulen wie superschlaue,
meinen, dass Inklusion in Schule einfach funktioniert, obwohl wir als ganze Gesellschaft daran scheitern,
Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse ans Gymnasium schicken und hoffen, dass es irgendwie klappt,
erwarten, dass Lehrer nicht nur lehren, sondern auch erziehen,
ihren Arbeitsplatz reformieren – alle Jahre wieder,
unter dem Stichwort `Medienkompetenz´ den Unterricht digitalisieren,
vermitteln, dass es leicht ist (und zu gut bezahlt), was Lehrer tun.

Es wäre ein Anfang, wenn sich Lehrer ohne all unsere `Hilfestellung´ einfach nur auf ihren Kern-Job konzentrieren könnten: einerseits Wissen vermitteln und andererseits die Schüler zum Selber-Lernen motivieren.

Ein Streit und was bleibt

Kürzlich hatte meine Tochter in der Schule Streit mit zwei Freundinnen, klassisch: zwei gegen eine. Gleich danach konnte sie ihrer Schwester den ersten Kummer schildern. In der folgenden Unterrichtsstunde fragte eine einfühlsame Lehrerin nach, nahm sie beiseite und tröstete sie.

Was bleibt?

Meine Tochter hat einen Streit und vielleicht sogar zwei Freundinnen `verloren´. Dafür hat sie erlebt, dass (manchmal) die Schüler-Lehrer-Beziehung wichtiger ist als der Unterricht.

Die Lehrerin hat zehn Minuten ihrer Unterrichtszeit `verloren´. Dafür hat sie zugelassen, dass (manchmal) die Lehrer-Schüler-Beziehung wichtiger ist als der Unterricht.

Lehrer

Wir reden möglichst nicht über andere – und wenn doch, dann positiv. Das gilt auch für die vielen Lehrer unserer Kinder. So sehr sie sich auch an ihnen reiben – unsere Kinder sind sich einig: Besonders schätzen sie

die ehrlichen und authentischen,
die anspruchsvollen,
die Grenzen setzenden,
die von ihren Fächern begeisterten,
die an ihren Schülern interessierten und die Lehrer,
die gerecht bewerten, pünktlich kommen und sich entschuldigen können.

Deutlich weniger wichtig sind die Vielfalt der Unterrichtsmethoden, die Nutzung neuer Medien oder die besondere Gestaltung der Stunden vor den Ferien …

Ob die Lehrer das wissen?