Manche Menschen haben am laufenden Band tolle Ideen, sind aber nicht in der Lage, diese umzusetzen. Kreative Spinner, nennt meine Freundin sie – und schließt sich mit ein. Ganz andere Qualitäten haben rationale Macher: Sie sind gut organisiert und diszipliniert und lassen manch verrückte Idee erst Wirklichkeit werden. Beide Menschentypen haben wenige Schnittmengen und gehen einander vielleicht sogar auf den Keks – hoffentlich aber nicht aus dem Weg. Denn kreative Spinner brauchen rationale Macher und umgekehrt. Schön ist es, wenn beide wissen, dass der eine ohne den anderen nur halb so viel bewirken kann.
Heiliger Rasen
Einer unserer entfernten Nachbarn pflegte letztens seinen Rasen, ganze 30 Quadratmeter. „Mein Rasen ist mir heilig, da investiere ich richtig, da wächst kein Unkraut drin…“ Aha.
Eine Freundin von mir findet Kochen kreativ und entspannend. Macht sie ab und an mal am Wochenende, dann aber richtig.
Und ich? Mähe unsere 500 Quadratmeter Rasen oder lasse sie von den Söhnen mähen – jedesmal unter sportlichen Gesichtspunkten, um mich oder sie zu motivieren. Mehr Pflege bekommt der Rasen nicht: Ich bin froh über jede Ecke, die nicht englisch ist und schnell nachwächst, sondern vermoost und bei wenig Regen von allein kurz bleibt.
Ich koche auch, manchmal sogar gern. Jeden Tag für sieben Personen, fünf davon noch im Wachstum. Manchmal habe ich mehr Lust, manchmal weniger. Meist geht es darum, in weniger als einer Stunde ein Essen zu kreieren, das alle satt macht, den meisten schmeckt, mehr oder weniger gesund ist und nicht Unmengen kostet. Kreativ? Weniger, eher pragmatisch.
Was schließe ich daraus? Wir sind, was wir sind, und wir gewichten, wie wir gewichten, weil unsere Umstände uns dazu bringen. Ein geringer Teil ist die Persönlichkeit, die wir mitbringen; der wahrscheinlich deutlich größere Aspekt wird bestimmt von den Gegebenheiten, in und mit denen wir leben. Das zu wissen, könnte relativieren, wie absolut die Aussagen sind, die wir treffen.