Normalerweise halte ich mich für differenziert und ausgewogen. In einem Gespräch mit meinem Mann lasse ich mich zu einer – wie er sagt – `scharfen Aussage´ hinreißen. Er weist mich darauf hin; ich nehme sie nicht zurück. Daraufhin streicht er mir mit freundlichen Worten etwas auf mein Selbstbild: Ich sei weder differenziert noch ausgewogen, sondern radikal und einseitig – zumindest in dieser speziellen Frage. Ich bin nicht sicher, ahne jedoch, dass er (wie meist) mindestens ein bisschen recht hat. Mit dieser differenzierten Korrektur meiner unausgewogenen Selbstwahrnehmung muss ich erstmal zurechtkommen.
Korrektur
`Old habits die hard´, lautet ein englisches Sprichwort; im Deutschen haben wir das auch: Alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen. Ganz augenfällig wird das für mich jedesmal, wenn ich Hunde mit ihren Besitzern treffe. Einige (Hunde) sind eindeutig verhaltensauffällig und brauchen – im wahrsten Sinne des Wortes – eine enge Begleitung: In ihnen drin steckt der kaum beherrschbare Drang, freilaufende Menschen umzurennen, freudig zu begrüßen oder fertigzumachen. Ich bin froh, dass die Besitzer es nicht darauf ankommen lassen, sondern ihre Hunde kennen, lieben und korrigieren. An der kurzen Leine und mit der beruhigenden Stimme des Menschen im Ohr bleiben diese dann, wo sie sind.
Auch in mir drin entdecke ich bisweilen tiefsitzende Verhaltensmuster, die mich selbst erschrecken und andere herausfordern. Nur habe ich niemanden am anderen Ende der Leine, der mich in solchen Momenten `in Schach hält´: Ich muss schon selbst dafür sorgen, dass ich sozialverträglich agiere und reagiere. Manchmal hilft es, wenn ich jemanden nah an mich heranlasse – Menschen, die mich kennen, lieben und korrigieren.